Jahrhundert-Flut vertreibt Zehntausende

Passau/Berlin/Saarbrücken · Die Hochwasserkatastrophe treibt in Bayern und Ostdeutschland Zehntausende aus ihren Häusern. Die Politik hat den betroffenen Gebieten Hilfe versprochen. Das THW schickt auch 70 Helfer von der Saar.

 Das Hochwasser der Mulde lässt in Sachsen das Zentrum von Grimma wie einen Teil von Venedig erscheinen.Foto:Wolf/dpa

Das Hochwasser der Mulde lässt in Sachsen das Zentrum von Grimma wie einen Teil von Venedig erscheinen.Foto:Wolf/dpa

Soldaten kämpfen gegen die Fluten, Zehntausende müssen ihre Häuser räumen: Das Jahrhundert-Hochwasser hat Gebiete im Süden und Osten Deutschlands in Katastrophenregionen verwandelt. In reißenden Bächen und Flüssen starben in Deutschland, Tschechien und Österreich mehrere Menschen.

In Passau erreichte die Donau den höchsten Wasserstand seit über 500 Jahren. In der Altstadt kletterte das Wasser teilweise bis zum ersten Stockwerk der Häuser. Die Trinkwasserversorgung wurde eingestellt, in der Altstadt gab es zum Teil keinen Strom. Auch in Rosenheim war die Lage dramatisch: Nach einem Dammbruch des Auerbaches mussten rund 170 Menschen in Sicherheit gebracht werden. Außerdem drohte ein weiterer Damm zu brechen. Im sächsischen Grimma stand das Wasser der Mulde meterhoch in der Altstadt, die nur noch mit Booten zu erreichen war. Die Hochwasserkatastrophe ähnele der Jahrhundert-Flut in Sachsen von 2002, sagte Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU). Katastrophenalarm galt auch in mehreren Orten Thüringens und Sachsen-Anhalts. In Baden-Württemberg entspannte sich die Lage an den Flüssen dagegen deutlich. Gestern wurde dort jedoch die Leiche eines vermissten Hochwasseropfers gefunden, für einen zweiten Vermissten aus dem Kreis Reutlingen bestand laut Polizei kaum noch Hoffnung.

Saar-THW im Einsatz

In Tschechien stieg die Zahl der Hochwassertoten auf fünf. In Österreich starben zwei Menschen. In Kaltbrunn (Schweiz) wird ein 72-Jähriger vermisst, den die Fluten mitrissen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will heute in die Hochwassergebiete Bayerns, Sachsens und Thüringens reisen. Sie sagte den betroffenen Bundesländern bereits schnelle finanzielle Hilfen zu. Auch andere Politiker aus Berlin und den Landeshauptstädten fuhren in die Krisengebiete oder kündigten ihren Besuch an.

Nach Angaben des Innenministeriums waren seit Samstag 4000 Kräfte des Bundes im Hilfseinsatz - darunter rund 1400 Soldaten. Helfer aus sechs saarländischen Ortsverbänden des THW werden heute ins überflutete Eilenburg in Sachsen verlegt. Insgesamt gehen 70 Einsatzkräfte aus Beckingen, Freisen, Nohfelden, Heusweiler, Illingen und St. Ingbert ins Katastrophengebiet, um die Elektroversorgung sicherzustellen, Keller auszupumpen und logistische Unterstützung zu leisten, sagte gestern ein THW-Sprecher der SZ.

Derweil steigen nun die Pegel am Mittelrhein. Heute wird in Mainz ein Scheitelwert von über sieben Metern erwartet. >

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