Islamist Lau unter Terrorverdacht

Düsseldorf · Unter den Augen seiner Anhänger hat Islamist Sven Lau alias „Abu Adam“ auf der Anklagebank Platz genommen. Prompt kündigt ihm das Gericht an, ihn möglicherweise sogar als IS-Terroristen zu verurteilen.

 Der Salafistenprediger Sven Lau präsentierte sich gestern gut gelaunt vor Gericht. Foto: Gambarini/dpa

Der Salafistenprediger Sven Lau präsentierte sich gestern gut gelaunt vor Gericht. Foto: Gambarini/dpa

Foto: Gambarini/dpa

In einem hellgrauen Oberhemd lässt sich Sven Lau auf die Anklagebank führen. Er winkt kurz in den Zuschauerraum, streckt den Daumen nach oben, dann nimmt er hinter Panzerglas Platz. Neun Monate hat Lau, neben Pierre Vogel das Gesicht des radikalen Islams in Deutschland, in Untersuchungshaft gesessen. Seit gestern wird ihm am Düsseldorfer Oberlandesgericht der Prozess gemacht.

Angeklagt ist er als Unterstützer der syrischen Terrorgruppe Jamwa ("Armee der Auswanderer und Helfer"). Doch der Vorsitzende Richter Frank Schreiber eröffnet Lau sogleich, dass der Senat erwägt, ihn auch als Terroristen des "Islamischen Staats" zu verurteilen. "Unter dem Deckmantel humanitärer Hilfe" habe Lau die islamistische Terrormiliz Jamwa unterstützt, die damals bereits eng an den "Islamischen Staat" angebunden war und später in ihm aufgegangen sei. "Sein Netzwerk Gleichgesinnter reicht von hier bis Syrien", sagt Staatsanwalt Malte Merz. Lau sei ein Befürworter des Heiligen Kriegs.

Dass aus dem Umfeld Laus reihenweise junge Männer nach Syrien verschwinden, war dem Verfassungsschutz schon lange ausgefallen. Lau etwas nachzuweisen, nahm geraume Zeit in Anspruch. Inzwischen sollen zwei der von Lau in die Jamwa-Reihen vermittelten Islamisten gegen ihren einstigen Mentor aussagen. Dem 35-Jährigen drohen nach Angaben des Gerichts als Gesamtstrafe dadurch bis zu 15 Jahre Haft.

Laut Anklage hat Lau im Jahr 2013 zwei Salafisten aus Deutschland mit Hilfe eines Schleusers in die Reihen Jamwas gelotst. Einer von ihnen soll ein bereits in Stuttgart zu viereinhalb Jahren Haft verurteilter Islamist sein. Außerdem soll Lau der Terrormiliz drei Nachtsichtgeräte und Geld verschafft haben.

Ein gutes Dutzend Anhänger aus der Islamistenszene fand gestern den Weg in den Hochsicherheitstrakt, bärtig und wortkarg - argwöhnisch beobachtet von Justizbeamten in schusssicheren Westen und Polizisten mit Maschinenpistolen. Für sie spricht Bernhard Falk , Ex-Linksterrorist, nun Sprachrohr der Salafisten : "Es geht um Solidarität für Bruder Abu Adam - Sven Lau."

Laus Verteidiger Mutlu Günal spart nicht mit starken Worten, bezeichnet die Anklage als "juristischen Blindflug". Er lässt keine Gelegenheit aus, die beiden "Kronzeugen" der Anklage unglaubwürdig erscheinen zu lassen. Der Generalbundesanwalt vertraue "einem notorischen Lügner und einem Verrückten", wettert Günal. Im Internet hatten führende Köpfe der salafistischen Szene noch gestritten, ob es besser ist, der Verhandlung fernzubleiben.

Fotos zeigen Lau im Jahr 2013 auf einem Panzer in Syrien. Auf einem anderen ist er lachend mit Maschinenpistole zu sehen. Das seien doch nur Posen, versucht Falk zu erklären. Damit habe Lau gezeigt, "dass es ihm um die Menschen in Syrien geht".

Bis 2011 tummelte sich Ex-Feuerwehrmann Lau alias "Abu Adam" mit seinem Verein "Einladung zum Paradies" in Mönchengladbach. Für noch größeres Aufsehen sorgte Lau dann 2014 als Initiator der "Scharia-Polizei" in Wuppertal. Mit Warnwesten gingen dort Salafisten wie in streng-muslimischen Ländern "auf Streife" gegen Glücksspiel, Alkohol und Musik. Das trug ihm eine weitere Anklage ein. 30 Verhandlungstage hat das Oberlandesgericht für den Fall angesetzt. Lau werde zu den Terrorvorwürfen schweigen, kündigte der Verteidiger an.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort