Terror IS reklamiert Anschlag für sich

Brüssel/London · Nach den Messer-Angriffen in Brüssel und London hat die britische Polizei einen weiteren Verdächtigen festgenommen.

 Polizisten sicherten am Freitagabend die Straßen in Brüssel, nachdem Soldaten mit einem Messer angegriffen worden waren.

Polizisten sicherten am Freitagabend die Straßen in Brüssel, nachdem Soldaten mit einem Messer angegriffen worden waren.

Foto: dpa/Laurie Dieffembacq

Nach zwei Angriffen auf Sicherheitskräfte in Brüssel und London hat sich der Terrorverdacht erhärtet. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Brüsseler Attacke am Wochenende für sich. In London nahm die Polizei nach einem Schwert-Angriff auf Polizisten vor dem Buckingham-Palast einen zweiten Verdächtigen fest. Bei den beiden fast zeitgleichen Attacken am Freitagabend waren insgesamt vier Sicherheitskräfte verletzt worden.

Der IS erklärte, der Angriff von Brüssel sei von einem „Soldaten“ der Miliz verübt worden. Der Täter sei „einem Aufruf zum Angriff auf die Koalitionsstaaten“ gefolgt, die sich an der internationalen Militärallianz gegen den IS beteiligen, hieß es im Propaganda-Organ Amaq. Der getötete Angreifer in Belgien wurde als gebürtiger Somalier identifiziert, der seit 2015 die belgische Staatsbürgerschaft hatte. Er war den Behörden bisher nicht als Islamist bekannt.

Die belgische Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf. Der Angreifer war am Freitagabend im Zentrum von Brüssel mit einem Messer auf die Soldaten losgegangen und hatte „Allahu Akbar“ gerufen, bevor er von den Soldaten erschossen wurde. Ein Soldat wurde bei dem Angriff an Gesicht und Händen verletzt. Die Staatsanwaltschaft erklärte: „Die Ereignisse wurden als versuchter terroristischer Mord eingestuft.“

Bei dem Toten wurden zwei Koran-Ausgaben sowie eine Waffen­attrappe gefunden. Der 1987 geborene Täter war 2004 nach Belgien eingewandert. Er wurde im Februar erstmals wegen Körperverletzung aktenkundig.

In London wurde nach dem Angriff auf Polizisten vor dem Buckingham-Palast am Sonntagmorgen ein zweiter Verdächtiger festgenommen. Der 30-Jährige werde verdächtigt, an der „Planung, Vorbereitung oder Anstiftung eines Terroraktes“ beteiligt gewesen zu sein, teilte die britische Polizei mit. Die Anti-Terror-Einheit von Scotland Yard ermittelt.

Zu dem zuvor festgenommenen Täter lagen nur wenige Angaben vor. Die Polizei erklärte, er habe vor dem Angriff auf Polizisten vor dem Buckingham-Palast ebenfalls wiederholt „Allahu Akbar“ gerufen. Der Mann habe ein rund 1,20 Meter langes Schwert benutzt und sei von den Sicherheitskräften mit Reizgas unschädlich gemacht worden.

Nach Angaben der Ermittler stammt der 26-Jährige aus Luton nördlich von London, wo Durchsuchungen angeordnet wurden. Der Mann war am Freitagabend gut zwei Stunden nach dem Angriff von Brüssel vor dem Palast von Königin Elizabeth II. im Zentrum Londons vorgefahren und hatte in der Nähe eines Polizeifahrzeugs angehalten, bevor er seine Waffe zückte. Bei seiner Festnahme wurden drei Polizisten verletzt.

In Brüssel und London sind nach einer Serie islamistischer Anschläge strikte Sicherheitsvorkehrungen in Kraft. In Brüssel gilt erhöhte Alarmstufe, seit im März 2016 bei zwei Anschlägen am Flughafen und in einer Metrostation 32 Menschen getötet und hunderte weitere verletzt wurden. Dazu bekannte sich ebenfalls die IS-Miliz.

 In London hat am Freitag fast zeitgleich zum Brüsseler Anschlag ein Mann Polizisten vor dem Buckingham Palace angegriffen.

In London hat am Freitag fast zeitgleich zum Brüsseler Anschlag ein Mann Polizisten vor dem Buckingham Palace angegriffen.

Foto: dpa/Lauren Hurley

In Großbritannien wurden bei islamistischen Anschlägen seit März insgesamt 35 Menschen getötet. Zwei der Anschläge wurden in London verübt, einer in Manchester. In der Stadt im Nordwesten Englands hatte sich im Mai ein Selbstmordattentäter bei einem Popkonzert in die Luft gesprengt und 22 Menschen mit in den Tod gerissen.

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