Iranischer Start einer Trägerrakete überrascht "Großen Weltraumklub"

Berlin/Moskau/Teheran. Der "Große Weltraumklub" hat seit dem Wochenende ein neues Mitglied. Als neunter Staat der Welt hat der Iran mit einer eigenen Trägerrakete einen selbst gebauten künstlichen Erdsatelliten ins All geschossen. Bisher war das nur der ehemaligen Sowjetunion, den USA, Frankreich, Japan, China, Großbritannien, Indien und Israel gelungen

Berlin/Moskau/Teheran. Der "Große Weltraumklub" hat seit dem Wochenende ein neues Mitglied. Als neunter Staat der Welt hat der Iran mit einer eigenen Trägerrakete einen selbst gebauten künstlichen Erdsatelliten ins All geschossen. Bisher war das nur der ehemaligen Sowjetunion, den USA, Frankreich, Japan, China, Großbritannien, Indien und Israel gelungen. Nunmehr gehört der wegen seiner Atom- und Raketenpolitik international heftig in der Kritik stehende Iran als neuntes Land dazu. Daran ändert auch nicht viel, dass der erste iranische Satellit offenbar nur eine Attrappe ist. Nach einiger Verwirrung, die vor allem von der nationalen Nachrichtenagentur Irna gestiftet wurde, hat der Chef der Teheraner Weltraumagentur, Reza Tagipur, gestern bestätigt, dass das Modell eines Satelliten auf die Umlaufbahn gebracht worden sei. Irna hatte am Sonntag gemeldet, der Iran habe in Anwesenheit von Präsident Mahmoud Achmadinedschad "erfolgreich" eine Rakete des Typs "Safir" (Botschafter) mit dem ersten eigenen Satelliten namens "Omid" (Hoffnung) gestartet. Wenige Stunden später hieß es, das Verteidigungsministerium bestätige den Start der für den Satellitentransport vorgesehenen "Safir"-Trägerrakete. Der nunmehr zweite Test des Trägers "ebnet den Weg" für den ersten iranischen Satelliten.Bestätigung fehltDie Nachricht überraschte die Fachwelt und verschlug sogar den amerikanischen und russischen Militärs die Sprache, die den erdnahen Weltraum streng kontrollieren. Sie hüllten sich vorerst in Schweigen. Insofern fehlt bisher von ihnen die Bestätigung dafür, dass der Iran etwas in den Weltraum transportiert hat - ob es sich nun um das Modell eines Satelliten, einen Satelliten selbst oder etwa um die letzte Raketenstufe handelt. Mit der Hiobsbotschaft fordert das Teheraner Regime die Welt erneut und diesmal sogar "auf höchster Ebene" heraus. Denn wer einen Satelliten ins All schießen kann, könnte das auch mit einer Waffe tun. Das widerspräche zwar allen internationalen Abmachungen. Besonders für die USA und Israel, die schärfsten Kritiker, dürfte der Iran im "Großen Weltraumklub" alles andere als willkommen sein. Nach dem Modell wird sich Teheran sicher bemühen, so schnell wie möglich einen echten Satelliten zu starten. Der russischen Weltraumagentur Roskosmos zufolge hat Achmadinedschad das für das kommende Wochenende angekündigt. Der Präsident habe zudem betont, die wirtschaftlichen Sanktionen der USA hätten sich "günstig auf den wissenschaftlichen Fortschritt des Landes" ausgewirkt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort