Interview „Es wird nicht friedlicher werden in Syrien“

Berlin · Grünen-Außenexperte Omid Nouripour erwartet eine Konfliktverschärfung in Nahost.

Herr Nouripour, als Grüner begrüßen Sie den US-Truppenabzug, oder?

NOURIPOUR Was Trump in Syrien und in Afghanistan vorhat, ist sehr problematisch. In Syrien müssen sich die Kurden verraten fühlen. Die USA gelten bislang als ihre Schutzmacht. Nun werden sie allein gelassen mit Erdogan auf der einen und Assad auf der anderen Seite.

Es wird also nicht friedlicher?

NOURIPOUR Nein. Eher ist eine Art Sieg-Frieden zu befürchten, der seitens des Assad-Regimes starke Elemente einer Siegerjustiz haben könnte. Auch eine Konfliktverschärfung zwischen der Türkei und Syrien steht im Raum, denn Assad  wird es kaum zulassen, dass sich die Türkei dauerhaft auf seinem Territorium niederlässt. Es stellt sich auch die Frage, wie man den Iran davon abhalten kann, seine Truppen dauerhaft an der israelischen Grenze zu stationieren.

Was bedeutet der Rückzug von US-Verteidigungsminister Mattis?

NOURIPOUR Mattis war sicher kein Minister, der für Friedenpolitik stand, aber für Berechenbarkeit. So gesehen ist sein Abgang dramatisch. Europa muss jetzt zusammenstehen. In Syrien hat die EU nie eine gemeinsame Linie gefunden. Europäische Außenpolitik hat deshalb dort nie stattgefunden. Das muss sich ändern.

Was wird jetzt aus den Bundeswehrmandaten?

NOURIPOUR Für die Tornados macht es keinen Sinn mehr, weiter über Syrien zu fliegen. Ihre Aufklärungs-Fotos sind ja in erster Linie für die Amerikaner bestimmt. Und in Afghanistan könnte auch die Bundeswehr ohne die Amerikaner und ihre Hilfe beim Schutz, der Aufklärung und der Logistik nicht bleiben.

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