Deutscher Geheimdienst Innen alles geheim, außen alles im Blick

Berlin · Im Sommer soll der Umzug des Bundesnachrichtendiensts komplett sein. Das Gebäude setzt schon jetzt neue Maßstäbe. Der Präsident schwärmt schon.

 Ein bisschen wie bei James Bond sieht es schon aus: Blick ins Atrium der neuen BND-Zentrale in Berlin Mitte.

Ein bisschen wie bei James Bond sieht es schon aus: Blick ins Atrium der neuen BND-Zentrale in Berlin Mitte.

Foto: dpa/Marion Schmieding

Wenn Bruno Kahl von seinem Balkon nach schräg links sieht, sind Kanzleramt und Bundestag zu sehen. Geradeaus in der Ferne liegt der Berliner Teufelsberg. Der Ausblick aus seinem neuen Büro im siebten Obergeschoss erinnert den Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes künftig jeden Tag an Kernelemente seiner Arbeit. Regierungszentrale und Parlament stehen für die Aufsicht über den deutschen Auslandsgeheimdienst. In den vergangenen Jahrzehnten wurde er immer mal wieder von Skandalen durchgeschüttelt. Der Teufelsberg symbolisiert Vergangenheit: Im Kalten Krieg hatten die Amerikaner dort ihre Abhöreinrichtungen, mit denen sie Richtung Osten lauschten. Lange schon sind die US-Behörden abgezogen. Aber noch heute mahnt der Ort, wie wichtig die Zusammenarbeit mit den US-Behörden war – und heute im Kampf gegen den Terror für den BND wieder ist.

Er habe „das große Glück einer guten Übersicht Richtung Westen“, sagt Kahl, als er bei der Präsentation eines Fotobuchs über die neue Geheimdienstzentrale im Herzen Berlins auf einem Podium sitzt. „Blick aufs Parlament, Blick auf das Bundeskanzleramt“ – das sei bestimmt kein Zufall. Und Kahl schiebt launig hinterher: „Das ist ja auch richtig so.“ Ständig unter Beobachtung, so kann man das auch sehen. Bis zum Sommer residiert Kahl noch in einer historischen Ex-Kaserne der preußischen Garde-Schützen im Stadtteil Lichterfelde. Dann wird der 55-Jährige endlich an die Chausseestraße in Berlin Mitte umziehen. Der BND-Gebäudekomplex dort ist das größte Bauprojekt des Bundes in der Nachkriegszeit – und das geheimste. Nach dem Abzug der meisten Bauarbeiter von dem 14 Fußballfelder großen Areal und dem Beginn der Sicherheitschecks von Gebäude und Technik dürfen selbst Geheimdienstmitarbeiter nur noch in jene Trakte, die für ihre Arbeit nötig sind.

So edel wie in Kahls großzügigem Büro haben es die Auswerter und Analysten des BND nicht. Jene Leute, die das harte Brot der Geheimdienstler verdienen und nicht das verklärte „James-Bond-007-Bild“ bedienen, müssen meist zu zweit auf 17 funktionellen Quadratmetern zurechtkommen. Für jeden gibt es zwei Computer und zwei Telefone. Ein System für die geheime interne Kommunikation, abgeschottet nach außen. Top secret eben. Und ein zweites, für den Kontakt zur Außenwelt. 5200 Büros sind insgesamt in dem Komplex untergebracht, etwa 4000 Spione werden hier arbeiten, wenn alle eingezogen sind. 700 sind es jetzt schon, darunter die für Terrorismusabwehr zuständige Abteilung. Kahl hofft, dass seine Leute bis Ende des Jahres komplett eingezogen sind. Der Pilotumzug sei fast pannenfrei verlaufen. Anders in der Bauzeit, als zahlreiche Pannen den Einzug verzögerten. Statt wie ursprünglich geplant 720 Millionen Euro kostet die neue Geheimdienstzentrale am Ende wohl knapp 1,1 Milliarden Euro – plus 400 Millionen für Ausstattung und Umzug.

Was der Neubau noch bietet: Ein großzügiges Lagezentrum, eine moderne Architektur, die effiziente Zusammenarbeit und kurze Wege ermöglichen soll – mit zwei riesigen Atrien im Zentrum des Hauptgebäudes. Und mehr als 4600 Schließfächer, wo Mitarbeiter-Handys lagern – wegen Abhörgefahr.

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