Informatikerin, Projektleiterin, Mutter von vier Kindern

Saarbrücken · In technischen, von Männern dominierten Berufen ist die Arbeitslosenquote bei Frauen oft höher als bei Männern. Aber es gibt auch Ausnahmen wie Sabine Hermanns aus St. Ingbert.

 Informatikerin Sabine Herrmanns gelingt es bei der Firma Meta Level in St. Ingbert, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Foto: Maurer

Informatikerin Sabine Herrmanns gelingt es bei der Firma Meta Level in St. Ingbert, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Foto: Maurer

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Klempner, Elek trotechniker, Informatiker - drei Beispiele für Berufe , in denen Fachkräfte fehlen und kaum Frauen arbeiten. Für das "Zukunftsbündnis Fachkräfte Saar" ergibt sich daraus eine einfache Schlussfolgerung: "Vor allem in den technischen Engpassberufen könnten Frauen zur Entspannung der Lage beitragen", heißt es in einer Erklärung des Wirtschaftsministeriums. Doch auf Jahre hinaus ist keine Besserung in Sicht, wie aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit hervorgeht.

Der Hauptgrund dafür: Es "zeigen sich mit Blick auf die Geschlechter verfestigte Strukturen". Mit anderen Worten: Junge Frauen meiden technische Berufe - obwohl die Karrierechancen besser und die Einkommen höher sind als etwa im Job als Bürokrauffrau oder Friseurin. Außerdem hakt es bei der Vereinbarkeit von Job und Familie.

"Frauen lernen soziale Berufe "

Sabine Hermanns ist daher in doppelter Hinsicht eine Ausnahme: Die 47-Jährige aus St. Ingbert-Hassel ist Informatikerin und als Mutter von vier Kindern berufstätig. "Ich habe mich schon immer für Computer interessiert, wollte wissen, was dahintersteckt und wie sie funktionieren", sagt Hermanns. 1987 hatte sie in Erlangen ihr Informatikstudium aufgenommen. Damals wie heute ein Fach, in dem zumeist Männer eingeschrieben sind. "Ich schätze, wir waren damals fünf bis zehn Prozent Frauen", sagt sie. Das habe gesellschaftliche Ursachen. "Eine Frau wird zum Beispiel eher für ihr Einfühlungsvermögen gelobt und nicht für ihre Fähigkeiten, logisch zu denken", meint Hermanns. Dies sei mit ein Grund, weshalb Frauen meist soziale Berufe erlernen, während Männer in den technischen Berufen dominieren.

Eine klare Geschlechterverteilung zeigt sich bei einem Blick auf die saarländischen Hochschulen heute genauso wie Ende der 80er. So liegt der Anteil der Frauen in mathematisch-naturwissenschaftlichen Studiengängen nach Zahlen von 2012 bei gut einem Drittel, in ingenieurwissenschaftlichen Fächern nur bei etwas mehr als einem Fünftel. In Ausbildungsberufen zeigt sich teilweise ein drastischeres Bild. In sogenannten Männerberufen wie Anlagenmechaniker oder Fahrzeugmechatroniker beträgt die Frauenquote unter den 2014 gestarteten Azubis weniger als fünf Prozent, so die IAB-Studie.

Familien kommen oft zu kurz

Trotz Fachkräftemangels ist die Arbeitslosenquote von Frauen in vielen technischen Berufen deutlich höher als bei Männern: etwa in der Fahrzeugtechnik, im Metallbau oder bei der Schweißtechnik , allerdings nicht in der Informatik und im Maschinenbau. Eine Erklärung für die höhere Quote liegt für die Forscher darin, dass die Arbeitsbedingungen in den Betrieben sich zu schlecht mit Familie vereinbaren lassen. Deshalb appelliert Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD ) an Unternehmen, sich um Familienfreundlichkeit zu bemühen. Auch für Sabine Hermanns ein wichtiges Thema: Als ihr jüngstes Kind elf Jahre alt wurde, wollte sie es noch einmal wissen und in ihren Beruf zurückkehren. Über ein Praktikum beim Fraunhofer-Institut in St. Ingbert kam sie 2010 zum Saarbrücker Software-Unternehmen Meta-Level. "Fachlich hat sich natürlich einiges getan. Aber ich war froh, wieder zu arbeiten." Zunächst war es ein Halbtagsjob, zurzeit hat sie eine Dreiviertel-Stelle. Die flexiblen Arbeitszeiten kamen ihr gerade anfangs zugute. "Bei so einem Wiedereinstieg braucht man zu Beginn Teilzeit. Ich hätte sonst nicht alles vereinbaren können." Sie ist mittlerweile zur Projektleiterin aufgestiegen und hat eine volle Stelle in Aussicht.

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