Informant Snowden will in Russland bleiben

Überraschende Wende in der Späh-Affäre: Der US-Informant Edward Snowden hat nun doch politisches Asyl in Russland beantragt. Die Regierung in Washington zeigt sich verärgert und beharrt auf der Auslieferung Snowdens.

Moskau/Washington. Nach wochenlangem Versteckspiel sucht der Enthüller des US-Datenskandals, Edward Snowden, nun doch politisches Asyl in Russland. Der flüchtige Computer-Spezialist stellt die Beziehungen zwischen Russland und den USA damit vor eine neue Belastungsprobe.

Bei einem Treffen mit Menschenrechtlern im Moskauer Flughafen sagte Snowden, er wolle in Russland bleiben, bis er nach Lateinamerika ausreisen könne. Die US-Regierung warnte Russland, Snowden nicht zu einer "Propaganda-Plattform" zu verhelfen.

"Ich bitte um Ihre Hilfe, um mich sicher nach Lateinamerika begeben zu können, und erbitte politisches Asyl in Russland, bis meine Reise legal möglich ist", erklärte Snowden. Weiter betonte dieser ausdrücklich, er bedaure "in keiner Weise" sein Handeln. Snowden hatte durch die Enthüllung geheimer Programme zur Überwachung der Telefon- und Internetkommunikation weltweit für Aufsehen gesorgt. Mit seinem Asyl-Antrag akzeptiert Snowden nun die Auflagen des russischen Präsidenten Wladimir Putin, die er Anfang Juli noch abgelehnt hatte. Der Kreml bekräftigte gestern, um bleiben zu können, müsse der Computer-Experte vollständig auf Enthüllungen verzichten, die den USA Schaden zufügten. Eine Asyl-Entscheidung könnte in zwei bis drei Wochen fallen.

Die USA beharren derweil darauf, dass Moskau den Gejagten ausliefert. Die Haltung Washingtons habe sich durch den Asyl-Antrag nicht verändert, sagte ein Regierungssprecher. Politisches Asyl durch Moskau sei "unvereinbar mit der russischen Versicherung, keine Verschlechterung der Beziehungen durch Snowden zu wollen". Der ehemalige Geheimdienst-Mitarbeiter habe schwere Verbrechen begangen, er müsse in den USA vor Gericht. Zugleich sagte die US-Regierung dem deutschen Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) einen besseren Austausch von Informationen zu. Nach dem Ärger über die Späh-Affäre des amerikanischen Geheimdienstes NSA war Friedrich eigens nach Washington gereist. > e, A 4: Analyse

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort