Indien überrascht mit radikaler Bargeldreform

Neu Delhi · Die indische Regierung zwingt ihr Land auf den Weg zur bargeldlosen Gesellschaft vorwärts. Fast ohne Vorwarnung erklärte sie alle Banknoten im Wert von mehr als 1,36 Euro für wertlos.

Mit einer spektakulären Aktion hat der indische Premierminister Narendra Modi ein wirtschaftliches Beben in seinem Land ausgelöst. Am Dienstagabend kündigte er an, dass das meiste Bargeld im Land nur wenige Stunden später nichts mehr wert sein würde. "Um uns aus dem Griff von Korruption und Schwarzgeld zu befreien, haben wir entschieden, dass die aktuellen 500- und 1000-Rupien-Noten nicht mehr gültig sind", sagte Modi. Die Banknoten machen 86 Prozent der gesamten Währung aus. In einigen Bereichen wie der Metro, Maut-Stellen, Tankstellen und Apotheken gibt es Ausnahmeregelungen. Dort werden die alten Banknoten noch bis morgen Mitternacht akzeptiert. Von den alten Noten gilt künftig nur noch der 100-Rupien-Schein. Ab heute werden Banken aber fälschungssichere 500- und 2000-Rupien-Noten ausgeben.

Gerade einmal 4000 Rupien (54 Euro) dürfen direkt getauscht werden, der Rest muss bis Ende des Jahres auf ein indisches Konto eingezahlt werden. Anschließend bleiben Abhebungen an Geldautomaten auf 4000 Rupien pro Tag begrenzt. Wer direkt in die Bankfiliale geht, darf pro Woche zunächst nicht mehr als 20 000 Rupien abheben.

"Eine ganze Währung so auszutauschen, wird die Wirtschaft kurzfristig bremsen", schreibt Fondsmanager Sandip Sabharwal auf Twitter . "Aber dafür werden die Bankeinlagen sprunghaft steigen und die Zinsen spürbar sinken." Die indische Regierung erhofft sich durch den Zwang zum papierlosen Geld vor allem ein Ende der Schattenwirtschaft, die verschiedenen Schätzungen zufolge ein Fünftel bis ein Viertel der indischen Wirtschaftskraft ausmacht.

Besonders schmerzhaft dürfte die Umstellung für diejenigen werden, die kein Bankkonto haben. Laut Weltbank waren das im Jahr 2014 fast die Hälfte aller Inder. "Indien bleibt eine auf Bargeld basierende Wirtschaft", beginnt selbst die indische Notenbank ihre Erklärung zur Aktion.

Touristen erlaubt die indische Notenbank RBI noch bis einschließlich morgen, bis zu 5000 Rupien in ihre eigene Währung zurückzutauschen. Dafür dürften sie jedoch ausschließlich Wechselstuben an Flughäfen nutzen, hieß es.

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