In Zeiten der Krise macht sich die Prominenz in Davos rar

Genf. US-Präsident Barack Obama wäre auf dem morgen beginnenden Weltwirtschaftsforum in Davos der Star. Er könnte seine Pläne, die Banken an die Kette zu legen, im Schweizer Wintersportort offensiv vertreten, und seine Zuhörer wären hochkarätige Experten aus der Branche

Genf. US-Präsident Barack Obama wäre auf dem morgen beginnenden Weltwirtschaftsforum in Davos der Star. Er könnte seine Pläne, die Banken an die Kette zu legen, im Schweizer Wintersportort offensiv vertreten, und seine Zuhörer wären hochkarätige Experten aus der Branche. Doch die US-Regierung wird auf dem Treffen der 2500 Führungseliten aus Politik und Wirtschaft bis Sonntag kaum vertreten sein. Überhaupt macht sich Prominenz in diesem Jahr rar. Die Eröffnungsrede hält immerhin Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy (Foto: afp). Seinen Vorschlägen zur Gesundung des internationalen Finanzsystems sind bisher allerdings ebenso wenig konkrete Taten gefolgt wie denen von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie hatte 2009 in Davos ohne großes Echo einem dem UN-Sicherheitsrat ähnlichen Weltwirtschaftsrat das Wort geredet.Ratlosigkeit inmitten der Krise dürfte das Davoser Treffen zu seinem 40. Jubiläum überschatten, auch wenn die Organisatoren um den deutschen Professor Klaus Schwab nicht müde werden zu betonen, sie hätten die Zeichen der Zeit begriffen. Ihr Motto des Treffens "Den Zustand der Welt verbessern: überdenken, umgestalten, erneuern" sei aber wohl eher eine selbstverständliche Zustandsbeschreibung für Führungseliten, wie Kritiker bemerken. Wichtiger ist da schon der Ansatz Schwabs, dass der Welt nach Finanz- und Wirtschaftskrise eine soziale Krise bevorstehe. "Sie wird geprägt sein durch erhöhte Arbeitslosigkeit wie sinkende Kaufkraft und dadurch, dass die Menschen wieder ein ausgeprägtes Gefühl für Gerechtigkeit haben", sagte er kürzlich der "Süddeutschen Zeitung".Schwab scheut sich auch nicht, seiner eigenen Kundschaft auf die Finger zu klopfen. Er spricht sich für eine Begrenzung der Managergehälter aus. "Das 20-Fache des Mindestsalärs (Mindestgehalts) sollte die Obergrenze sein", schrieb er denjenigen ins Stammbuch, die seit 40 Jahren sein Weltwirtschaftsforum mit rund 30 000 Euro im Jahr als Beitrag finanzieren. Das sind immerhin 1000 Unternehmen. Erwartet werden statt Prominenz aus den USA in Davos vor allem hohe Persönlichkeiten aus Schwellen- und Entwicklungsländern, die zunehmend den Ton in internationalen Gremien angeben. Darunter etwa der Präsident der Republik Korea und Chef des G20-Gipfels 2010, Lee Myung-Bak. Aus China kommt Vize-Premierminister Li Keqiang. Erwartet werden auch Luiz Inácio Lula da Silva, Präsident von Brasilien, sowie der Präsident Südafrikas, Jacob Zuma. Deutschlands Verzicht auf die Bundeskanzlerin gibt den Neulingen eine Chance: Neben Außenminister Guido Westerwelle (FDP) kommen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) in den Wintersportort, den Thomas Mann mit seinem Roman "Zauberberg" verewigte. Zauberer - die wären in Davos 2010 wohl auch gefragt.

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