In Saarlands Städten wird es heißer

Saarbrücken · Nicht dramatisch, aber dennoch spürbar – im Saarland hat der Klimawandel ebenfalls Folgen. Bis 2040 soll es hier bis zu 1,5 Grad wärmer werden. Die steigenden Temperaturen stellen auch Städteplaner vor Herausforderungen.

Steigende Meeresspiegel, Eisschmelze in der Antarktis, verschwindende Inseln im Indischen Ozean - die extremsten Auswirkungen des Klimawandels sind weit entfernt. Doch auch im Saarland sind Veränderungen spürbar und werden sich noch verstärken. "Bis 2040 sagen Klimamodelle für die Großregion Saar-Lor-Lux einen Temperaturanstieg von einem bis 1,5 Grad voraus", sagt Hannes Petrischak von der Initiative "Mut zur Nachhaltigkeit" in Otzenhausen. Das bringe trockenere und heißere Sommer und mehr Niederschlag im Winter mit sich. Hinzu kämen heftige Unwetter mit Überschwemmungen. All das sei in den vergangenen Jahren bereits zu beobachten gewesen und habe Folgen. "In den wärmebegünstigten Flusstälern von Saar, Blies oder Mosel haben sich neue Arten ausgebreitet, zum Beispiel Gottesanbeterin und Feuerlibelle." Viele Insekten, die es kühler mögen, wie der Dukatenfeuerfalter, hätten sich dagegen in die höheren Lagen im Hunsrück oder in der Eifel zurückgezogen und seien im Saarland nicht mehr zu finden. "Diese Wanderungen sind nicht grundsätzlich schlecht. Doch manchmal verdrängen neue, sehr dominante Arten die eingesessenen komplett. Andere verlieren ihren Lebensraum."

Ein weiteres Phänomen des Klimawandels ist die Überhitzung der Städte. Dort ist es bis zu vier Grad wärmer als auf dem Land. Das treffe vor allem auf die Städte im Saartal zu, sagt Olaf Kühne, bis 2012 Professor für "Nachhaltige Entwicklung" an der Saar-Uni. "Wir brauchen Kaltluftschneisen, über die kühlere Luft von Wiesen und Wäldern aus der Umgebung in die Städte fließen kann." Eine Herausforderung für Städteplaner. Hier spiele auch der demografische Wandel eine Rolle. "Gerade älteren Menschen machen höhere Temperaturen zu schaffen."

Insgesamt werden die Auswirkungen des Klimawandels hierzulande zunächst nicht sehr dramatisch ausfallen, sagen die Experten. Aber: "Die Regionen, die von den Folgen am wenigsten betroffen sind, sind diejenigen, die sie am stärksten verursachen", sagt Kühne. Petrischak gibt zu bedenken: "Ein Flug auf die Malediven erzeugt pro Kopf mehr CO{-2} als ein Mensch in einem Entwicklungsland in einem ganzen Jahr." Beide sehen eine ethische Verantwortung beim Klimaschutz. Mit einer Ernährung aus regionalen und saisonalen Produkten, der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel oder energieeffizientem Bauen könne jeder dazu beitragen.

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