In Ägypten explodiert die Gewalt: Muslimbrüder für „Volksaufstand“

Kairo/Beirut · In Ägypten droht Bürgerkrieg. Nach blutigen Zusammenstößen des Militärs mit Anhängern von Ex-Präsident Mohammed Mursi rufen die Moslembrüder zum Volksaufstand auf. Eine neue Regierung ist nicht in Sicht.

Knapp eine Woche nach dem Sturz des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi durch das Militär eskaliert die Gewalt in dem Staat am Nil. Bei Zusammenstößen zwischen Islamisten und Soldaten in Kairo wurden gestern nach offiziellen Angaben mindestens 51 Menschen getötet und 435 weitere verletzt.

Die Partei der Muslimbruderschaft rief danach zu einem "Aufstand des ägyptischen Volkes" auf. Ihr politischer Arm, die "Partei für Freiheit und Gerechtigkeit", warnte vor einem "neuen Syrien in der arabischen Welt". In Syrien tobt seit März 2011 ein blutiger Bürgerkrieg. In einer Mitteilung betonten die Muslimbrüder, das ägyptische Volk wolle nicht wieder unter einer Militärdiktatur leben und werde den Kampf dagegen fortsetzen.

Zu den gewaltsamen Zusammenstößen war es nach Angaben des Militärs gekommen, als Bewaffnete den Offiziersclub der Republikanischen Garde stürmen wollten. Zuvor hatte es in Kairo Gerüchte gegeben, dass sich der von den Militärs abgesetzte Präsident Mursi dort aufhalten könnte. Die Muslimbruderschaft dagegen sprach von Angriffen auf friedliche Demonstranten beim Morgengebet. Muslimbrüder nahmen zeitweise nach Militärangaben zwei Soldaten gefangen und zwangen sie zu öffentlichen armeekritischen Äußerungen. Die Regierungsbildung in dem bevölkerungsreichsten arabischen Land dürfte sich nach dem Zwischenfall weiter verzögern. Die radikal-islamischen Salafisten zogen sich als Reaktion auf die Eskalation aus den Verhandlungen über die politische Zukunft Ägyptens zurück.

Der Friedensnobelpreisträger und führende Aktivist der Opposition gegen Mursi, Mohammed El-Baradei, forderte eine unabhängige Untersuchung der Ereignisse. Die Bundesregierung rät wegen der jüngsten Entwicklung allen deutschen Touristen von Nil-Kreuzfahrten ausdrücklich ab. > e

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