Zwei Milliarden pro Jahr allein in Deutschland Immer höhere Schäden durch Extrem-Wetter

Berlin/Saarbrücken · Bekommt die Menschheit jetzt die Quittung für die Klimasünden? Fakt ist: Die Schäden durch Wetter-Extreme nehmen rasant zu, auch in Deutschland.

 Im Juni vergangenen Jahres wälzte sich eine Sturzflut durch den Eppelborner Ortsteil Dirmingen.

Im Juni vergangenen Jahres wälzte sich eine Sturzflut durch den Eppelborner Ortsteil Dirmingen.

Foto: DANIELA SCHÖBEL

Während die Schäden durch den Hurrikan „Irma“ allein in den USA auf über 30 Milliarden Euro geschätzt werden, nehmen auch hierzulande die finanziellen Folgen von extremen Wetterlagen exorbitant zu. Nach Daten des Versicherungskonzerns Münchener Rück haben sich die dadurch entstandenen Kosten seit dem Jahr 1980 fast vervierfacht. So lag der Mittelwert der Schäden durch schwere Gewitter in den 80er Jahren bei 582 Millionen Euro – zwischen 2010 und 2016 waren es im Schnitt gut zwei Milliarden Euro, wie aus einer der Grünen-Fraktion im Bundestag zur Verfügung gestellten Übersicht hervorgeht. Demnach fanden in Deutschland von den zehn Gewittern mit den höchsten Schäden allein sieben in den vergangenen fünf Jahren statt.

Im Saarland dürften viele noch die Unwetter vom Sommer 2016 in Erinnerung haben, die vor allem Illingen, Marpingen, Friedrichsthal, Sulzbach und Wallerfangen trafen und speziell im Eppelborner Ortsteil Dirmingen schwere Verwüstungen anrichteten. Das Land stellte seinerzeit für Privathaushalte, Betriebe und Gemeinden ein Hilfspaket von 3,5 Millionen Euro bereit.

Klimaforscher sehen seit langem einen Zusammenhang zwischen der Zunahme von Wetter-Extremen und der Erderwärmung. „Das Problem darf nicht kleingeredet werden“, sagt auch die Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt. Was die Folgen des Klimawandels angehe, sei Deutschland „keine Insel der Glückseligen“. Auch hierzulande verdichteten sich die Anzeichen: „Der Bauernverband schlägt Alarm und führt Ernteeinbußen auf den Klimawandel zurück. Dieses Jahr fehlt bei uns die Hälfte der Apfelernte.“

Noch dramatischere Worte wählte gestern der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Hans Joachim Schellnhuber. „Das Jahr 2017 zeigt uns auf bitterste Weise, warum die Wissenschaft seit Jahrzehnten vor dem Klima-Chaos warnt: Die Elemente Feuer, Wasser und Luft wenden sich nun gegen uns, weil wir den Planeten aus dem Gleichgewicht bringen“, sagte er. Viele weitere Wirbelstürme könnten die Menschheit heimsuchen. „Und über Andalusien und Sizilien könnte noch in diesem Jahrhundert die Sahara nach Europa eindringen.“ Zugleich kritisierte er, dass das Thema im Bundestagswahlkampf nahezu völlig ausgeblendet werde. Stattdessen häuften sich „unnötige Bekenntnisse zu den Geschäftsmodellen von gestern“ – wie Dieselantrieb und Kohleverstromung. Papst Franziskus nannte die Leugner des Klimawandels gestern schlichtweg „dumm“.

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