Im Film war alles einfacher

Washington. Im Film war alles noch einfach. Im Jahr 1987 spielte Arnold Schwarzenegger die Rolle des Superhelden in dem Streifen "Running Man". Der Film skizzierte eine Zukunft, in der die Weltwirtschaft zusammenbricht und die Menschen sich in bitteren Verteilungskämpfen aufreiben

Washington. Im Film war alles noch einfach. Im Jahr 1987 spielte Arnold Schwarzenegger die Rolle des Superhelden in dem Streifen "Running Man". Der Film skizzierte eine Zukunft, in der die Weltwirtschaft zusammenbricht und die Menschen sich in bitteren Verteilungskämpfen aufreiben. Im Juli des Jahres 2009 hat es Schwarzenegger mit einem realen Wirtschaftskollaps zu tun, der Gouverneur von Kalifornien kämpft um sein politisches Vermächtnis. Seine Fans wenden sich von ihm ab, der Polit-Star muss mit ansehen, wie seine politische Statur immer weiter schrumpft. Den Nimbus der Unbesiegbarkeit hat der "Gouvernator" eingebüßt, inzwischen ist Schwarzenegger der Chef eines Pleite-Staats. Ausgerechnet Kalifornien, das wie kein anderer US-Bundesstaat für den amerikanischen Traum von der unbegrenzten Machbarkeit steht, kann seine Rechnungen nicht mehr zahlen. Im Haushalt fehlen 26 Milliarden Dollar, in der Nacht zu Dienstag einigte sich Schwarzenegger in Notverhandlungen mit der demokratischen Mehrheit im Landesparlament auf schmerzhafte Einschnitte im Bildungs- und Sozial-Etat. "Das war wie ein Thriller", sagte der Gouverneur über die wochenlangen Verhandlungen, die streckenweise einem Aufstand der Abgeordneten gegen ihn glichen. Nur noch 33 Prozent der Kalifornier sind laut Umfragen mit Schwarzenegger zufrieden, der 2003 doch eigentlich mit dem Versprechen angetreten war, Kalifornien zu sanieren. Zu Beginn des Monats hat der Gouverneur den "Finanznotstand" ausgerufen. Was das bedeutet, können die Menschen inzwischen im Alltag spüren. Kalifornien zahlte seine Ausgaben zuletzt mit Schuldscheinen, das betraf Beamtenbezüge ebenso wie Steuerrückzahlungen. Manche Banken lösten diese Schuldscheine aber nicht mehr gegen Bargeld ein. Die Landesbehörden waren mehrere Werktage im Monat geschlossen. Auch Arbeitsämter blieben zeitweise zu - und das bei einer Erwerbslosenquote von zwölf Prozent. Vergangene Woche blieben die Gerichte von Los Angeles einen Tag lang dicht, weil Geld fehlt. Normalerweise werden täglich zehntausende Menschen durch die 600 Gerichtssäle geschleust. 15 Milliarden EinsparungenDie "New York Times" fragte besorgt: "Lässt sich Kalifornien noch regieren?" Die "Washington Post" titelte: "Kalifornien - der dezimierte Traum". Die Budget-Einigung, die Einsparungen von 15 Milliarden Dollar (10,5 Milliarden Euro) vorsieht, wird vor allem die Ärmeren treffen. Tausende Lehrerstellen werden gestrichen. Zehntausende sozial schwache Senioren und Kinder werden ihre staatlichen Zuschüsse für die Krankenversicherung verlieren. Staatsangestellte werden drei Werktage pro Monat in unbezahlten Zwangsurlaub geschickt, ausgenommen sind Polizei und Feuerwehr. Strafgefangene werden aus Spargründen vorzeitig aus der Haft entlassen. "Wird diese Einigung Kalifornien wirklich retten - oder einfach schrumpfen lassen?", fragt der Kolumnist Kevin O'Leary vom Time-Magazin. Bei der Regierung in Washington kursieren bereits Befürchtungen, Kaliforniens Finanzchaos könne die Erholung der gesamten US-Wirtschaft verzögern. Schwarzenegger, der in der politischen Debatte eigentlich eher zur verbalen Kraftmeierei neigt, gesteht inzwischen offen die Grenzen seiner Macht ein. Im November beginnt das letzte Jahr seiner Amtszeit, bei der Gouverneurswahl 2010 darf er nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten. Vor einem Jahr noch war er als Hoffnungsträger der Republikaner im Gespräch. Nach derzeitigem Stand könnte der Kraftprotz freilich als Leichtgewicht in Erinnerung bleiben.

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