„Ihr Untermenschen“: Lehrer warnen vor Hass in der Schüler-Sprache

München · Eine Lehrerin kommt morgens in einem kleinen Ort in Bayern zur Arbeit. Am Eingang zur Dorfschule bleibt sie vor einer Schmiererei stehen: "Drecksschule! Fickt euch, ihr Lehrergesindel, ihr Untermenschen." Kein Einzelfall - ganz im Gegenteil, sagt die Präsidentin des Bayerischen Lehrerverbandes, Simone Fleischmann. Bayerns Lehrer warnen vor den Auswirkungen hasserfüllter Sprache auf Kinder und Jugendliche. "Wir beobachten mit größter Sorge, wie sich die Stimmung, die Kommunikation in den sozialen Netzwerken und die alltäglichen Umgangsformen in unserer Gesellschaft verändern", heißt es in einem Manifest mit dem Titel "Haltung zählt", das Fleischmann vorige Woche in München verlas. "Diese Verrohung des Umgangs wirkt sich auch auf unsere Kinder und Jugendlichen aus." Lehrer beobachteten bei ihren Schülern eine "zunehmende Aggressivität gegenüber Andersdenkenden, Ausländern und Flüchtlingen".

Es gebe einen engen Zusammenhang zwischen aggressiver Sprache und aggressivem Verhalten, betonte der Neurologe und Psychotherapeut Joachim Bauer von der Uni Freiburg. Es sei beunruhigend, "wie in den sozialen Netzwerken Hass kultiviert wird". Denn Hasssprache erhöhe die Bereitschaft, "selbst gewaltbereit zu handeln."

Nach Einschätzung des Deutschen Lehrerverbandes hat die Gewaltbereitschaft auf dem Schulhof bereits zugenommen, auch bezüglich der Sprache . Lehrer hörten heute schon von Acht- oder Neunjährigen Begriffe wie "Hure", "Spasti", "Asylant".

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