Radikale Ideen IHK-Chef fordert Job-Revolution im Saarland

Saarbrücken · Um Fachkräfte von der Region zu überzeugen, wünscht sich der neue IHK-Präsident Dornseifer von den Firmen im Saarland ein radikales Umdenken hin zu super-flexiblen Arbeitszeiten.

Das Saarland ist auf die Anforderungen einer für junge Menschen und Fachkräfte attraktiven Arbeitswelt noch nicht vorbereitet. Dazu brauche man im Zeitalter der Digitalisierung völlig neue, erheblich flexiblere Arbeitszeitmodelle, erklärte der neue Präsident der Industrie- und Handelskammer des Saarlandes, Hanno Dornseifer, in einem Interview mit der Saarbrücker Zeitung. Das Saarland müsse hier angesichts der Konkurrenz der Bundesländer im Kampf um die besten Köpfe besonders schnell handeln, um als Region für Fachkräfte, junge Menschen und Familien attraktiv zu bleiben.

Dornseifer will möglichst schnell mit den Gewerkschaften über dieses Thema reden, denn eine solche Flexibilität müsse sich in den Tarifverträgen wiederfinden. Seine Überzeugung: „Zeiterfassungssysteme haben ausgedient.“ Und auch mit einer Pflichtpräsenz am Schreibtisch von 9 bis 16 Uhr müsse im Saarland Schluss sein.

Der IHK-Präsident begründet seine Forderung mit der Notwendigkeit, „junge Menschen an eine Arbeitswelt heranzuführen, in der sie sich wohlfühlen“. Die Nachwuchskräfte, die sich in der heutigen Zeit ihren Arbeitsplatz meist selbst aussuchen könnten, „formulieren völlig andere Ansprüche an Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten“. Viele, so Dornseifer, „wollen erst um 12 Uhr arbeiten oder auch in der Nacht. Andere gehen lieber bei gutem Wetter ins Schwimmbad und kommen dafür gerne früher oder am späten Nachmittag zur Arbeit.“

Eine deutlich flexiblere Regelung der Arbeitszeiten an der Saar sei auch deshalb erforderlich, weil das entscheidende Kriterium für die Wahl des Arbeitgebers und die Zufriedenheit am Arbeitsplatz nicht mehr die Bezahlung sei, sondern eine vernünftige Balance zwischen Beruf, Familie und Freizeit.

Trotz der Sparzwänge müsse das Land auch investieren und hier den Schwerpunkt auf die Schulen und Hochschulen legen. Da ohne Kompetenz in der Digitalisierung „heute so gut wie nichts mehr funktioniert“, fordert der IHK-Präsident ein eigenes Schulfach für diesen Zukunftsbereich. Weil häufig die Partnerin entscheide, ob eine Führungskraft einen Job im Saarland annehme, müsse dringend auch das Kulturangebot verbessert werden. Die Saarlandhalle sei „zum Abgewöhnen“, kritisiert er. Zu einer Region, die den Anspruch habe, modern zu sein, gehöre daher der Bau einer neuen Halle. Verbesserungen wünscht sich Dornseifer zudem in Sachen Verkehrsinfrastruktur. Vom Saarland aus zum Beispiel nach Brüssel zu kommen, wo die wichtigsten Entscheidungen Europas getroffen werden, sei „ein Trauerspiel“.

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