IG Metall will weniger Arbeit oder mehr Geld

Berlin/Saarbrücken. Gewerkschaft und Arbeitgeber setzen verstärkt auf kürzere Arbeitszeiten in bedrohten Firmen, um einen Jobabbau in der Metall- und Elektroindustrie zu verhindern. Dabei soll die Möglichkeit einer Verringerung der Wochenstunden im Rahmen bestehender Tarifverträge zur Beschäftigungssicherung erweitert werden

Berlin/Saarbrücken. Gewerkschaft und Arbeitgeber setzen verstärkt auf kürzere Arbeitszeiten in bedrohten Firmen, um einen Jobabbau in der Metall- und Elektroindustrie zu verhindern. Dabei soll die Möglichkeit einer Verringerung der Wochenstunden im Rahmen bestehender Tarifverträge zur Beschäftigungssicherung erweitert werden. Diese wird bisher kaum genutzt, weil das staatlich geförderte Kurzarbeitergeld den Beschäftigten weniger finanzielle Einbußen bringt. Letzteres ist aber befristet und läuft in vielen Betrieben in diesem Jahr aus. Die IG Metall (IGM) befürchtet für das kommende Jahr den Abbau von 750 000 der rund 3,44 Millionen Jobs in der Metall- und Elektroindustrie. Trotz der leichten Wirtschaftsbelebung dürften 2010 immer noch 20 bis 30 Prozent der Kapazitäten in der Branche nicht ausgelastet sein, sagte der Zweite IGM-Vorsitzende, Detlef Wetzel, der "Berliner Zeitung". Vier Monate vor dem Auslaufen des aktuellen Gehaltstarifs hat die Gewerkschaft daher Beschäftigungssicherung als erstes Ziel ausgerufen, konkrete Forderungen sollen später beschlossen werden. Bislang erlaubt ein Beschäftigungssicherungs-Vertrag Unternehmen der Branche, die Arbeitszeit je nach Tarifgebiet auf 30 oder 29 Stunden pro Woche zu reduzieren, wenn so Entlassungen ausgeschlossen werden. Dabei muss kein Lohnausgleich gezahlt werden. Die IG Metall schlägt nach Wetzels Worten vor, eine weitere Reduzierung "auf deutlich unter 30 Stunden" zu erlauben. Dies sei aber nur bei teilweisem Lohnausgleich möglich. Staat soll zuzahlenDie Politik könnte dies unterstützen, indem sie Lohnzuschüsse steuer- und abgabenfrei stelle. Eine solche Lösung wurde schon als "kleines Kurzarbeitergeld" bezeichnet. Die Kosten hierfür bezifferte Wetzel auf einige hundert Millionen Euro. Den Arbeitgebern bot er den Verzicht auf hohe Geld-Forderungen an. "Je besser und überzeugender die Beschäftigungssicherung ausfällt, umso niedriger wird die reine Lohnforderung ausfallen." Der Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Martin Kannegiesser, nannte den Vorstoß Wetzels "erwägenswert". Er warb dafür, dass die Bundesagentur für Arbeit den Firmen einen Teil des Lohnausgleichs für die verringerte Arbeitszeit abnimmt. dpa/red

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