„Ich lebe für die Familie – nicht für die Arbeit“

Karriere und Kinder unter einen Hut bringen? Das ist ein Vollzeitjob, weiß Ralf Linsler nur zu genau. Wie der Saarbrücker Notar und achtfache Familienvater seine Prioritäten setzt, erklärt er SZ-Redakteur Pascal Becher.

Herr Linsler, wie sieht für Sie der perfekte Vater aus?

Linsler: Er erzieht seine Kinder voll mit. Er gibt ihnen die nötige Geborgenheit, die sie im jeweiligen Alter brauchen, und schafft darüber hinaus den wirtschaftlichen Hintergrund, damit sie ein ordentliches Zuhause und eine ordentliche Ausbildung bekommen. Selbstredend ist er stets für seine Frau da.

Hand aufs Herz: Zu wie viel Prozent erfüllen Sie dieses Bild?

Linsler: Ich würde am liebsten sagen: zu 100 Prozent. Aber eigentlich werde ich jeden Tag von meiner Frau und meinen Kindern darüber aufgeklärt, dass es maximal 50 Prozent sind.

Wieso das? Arbeiten Sie zu viel?

Linsler: Das auch (lacht). Ich bin als Notar im Schnitt zehn Stunden täglich im Büro. Aber daran liegt es eigentlich nicht. Wir haben acht Kinder, eines davon ist schwerstbehindert. Das ist ein Fulltime-Job, bei dem einen schnell mal das Gefühl überkommt, zu wenig Zeit für jeden Einzelnen in der Familie zu haben.

Bereuen Sie manchmal, nicht ganz auf die Karriere gesetzt zu haben?

Linsler: Nein, überhaupt nicht. Klar, es gibt mal den Moment der Erschöpfung, an dem man alles und jeden verflucht. Doch am nächsten Morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus? Ich stehe zu meiner Familie und den Herausforderungen, die sie mitbringt. Ich hatte aber auch die Wahl.

Wie meinen Sie das?

Linsler: Ich hätte früher auch in den Staatsdienst gehen können. Aber ich wollte lieber freiberuflich als Notar arbeiten. So konnte ich mir meine Zeit einplanen, weil ich unbedingt eine Familie haben wollte. Und das ist mir das Wichtigste im Leben. Ich lebe nun mal nicht für die Arbeit, sondern arbeite, um gut zu leben.

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