Freie Wähler Hubert Aiwanger ist fast am Ziel

München · Der Chef der Freien Wähler könnte bald Minister in Bayern werden. Eine Koalition mit der CSU will er aber nicht um jeden Preis eingehen.

 Hubert Aiwanger hat bei den Freien Wählern gleich eine ganze Reihe von Spitzenposten inne.

Hubert Aiwanger hat bei den Freien Wählern gleich eine ganze Reihe von Spitzenposten inne.

Foto: dpa/Matthias Balk

Es war ein erfolgreicher Wahlabend für Hubert Aiwanger: Mit seinen Freien Wählern hat der Parteichef bei der Landtagswahl in Bayern ein Rekordergebnis geholt. 11,6 Prozent der Stimmen qualifizieren die Partei zum Juniorpartner in einem bürgerlichen Bündnis mit der CSU von Ministerpräsident Markus Söder, die eine absolute Mehrheit weit verfehlt hat. Die Koalition gilt derzeit als die aussichtsreichste.

Seit der ersten Prognose am Wahlabend ist Aiwangers Rhetorik noch kämpferischer geworden, als sie es im Wahlkampf war. „Wir werden uns nicht unter Wert verkaufen“, beschreibt er am gestrigen Montag die Linie seiner Partei für die anstehenden Sondierungsgespräche. „Drei große oder fünf sehr kleine Ministerien“ werde er Söder abringen, kündigt er an. Und auch in der Regierung gelte: „Sollte hier Foul-Spiel passieren, sagen wir: Sucht euch einen Dümmeren.“

Der selbstbewusste 47-Jährige ist das Gesicht der Freien Wähler: Er ist in Personalunion Bundesvorsitzender, Landesvorsitzender, Fraktionschef im bayerischen Landtag – und künftig nun möglicherweise auch Staatsminister in der bayerischen Landesregierung. Seine Bekanntheit dürfte damit auch bundesweit steigen – auch wenn böse Zungen behaupten, dass man Aiwanger im Fernsehen wegen seines auffälligen Dialekts eigentlich mit Untertiteln versehen müsste.

Aiwanger dürfte selbst das nicht stören. Er geht unbeirrt – Kritiker würden sagen: unbeirrbar und durchaus egoistisch – seinen Weg. Der hat ihn über die Kommunalpolitik an die Spitze der Freien Wähler geführt. Seit 2008 sitzen er und seine Mannschaft nun schon im bayerischen Landtag – und sind dort längst zur festen Größe geworden.

Unverhandelbar nennt er kostenlose Plätze in Kindertagesstätten und den Verzicht auf den Bau einer dritten Startbahn am Münchner Flughafen. Und auch in anderen Bereichen kündigt er Gegenwind für die CSU an, so bei Söders kürzlich vorgestelltem bayerischen Raumfahrtprogramm. Man werde dem Ministerpräsidenten „herunterhelfen vom Mond“, spottet er.

Das heißt aber nicht, dass Aiwanger selbst keine Visionen hat. Die mögliche Arbeit in der Landesregierung dürfte er als Visitenkarte für sein nächstes großes Ziel verwenden: Er will die Freien Wähler  in den Bundestag in Berlin führen.

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