Horst im Glück

München · Trotz der wieder errungenen absoluten Mehrheit für die CSU in Bayern will Horst Seehofer erst nach der Bundestagswahl erste Personalentscheidungen treffen.

CSU-Chef Horst Seehofer weiß genau, was nach dem Wiedergewinn der absoluten Mehrheit seine Partei und die Medien am meisten bewegt: Wer wird was in Staatsregierung, Fraktion und Landtagsspitze? So interessieren sich zum Beispiel für den wichtigen Posten des Fraktionschefs sowohl der bisherige Finanzminister Markus Söder wie auch Noch-Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner. Doch wenigstens bis zur Bundestagswahl will Seehofer jede Debatte darüber im Keim ersticken. Vor Mittwoch nächster Woche, teilte er gestern nach einer Vorstandssitzung mit, würden keine Entscheidungen getroffen.

101 von 180 Sitzen hat die CSU gewonnen - das nennt man eine satte absolute Mehrheit. Der bisherige Koalitionspartner FDP scheiterte klar an der Fünf-Prozent-Hürde. Ihr weinte der siegreiche CSU-Chef eine Träne nach. Die Liberalen hätten es "verdient" gehabt, wieder ins Parlament einzuziehen. Vor SPD-Spitzenkandidat Christian Ude und seiner virtuellen Dreierkoalition mit Grünen und Freien Wählern habe er sich zu keinem Zeitpunkt gefürchtet, erklärte Seehofer, der die Leistungen seines Herausforderers lobte: "Er hat's versucht."

Ude bezog noch gestern Abend wieder das Oberbürgermeisterbüro im Münchener Rathaus, am Samstag wird er das Oktoberfest eröffnen. "Ich habe ein volles Programm", sagte er. In der noch zur Verfügung stehenden Zeit als OB wolle er die Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2022 weitertreiben. Eine Kandidatur von ihm für das Europa-Parlament könne man "getrost ausschließen", sagte Ude. Als Oppositionsführer im Landtag wird man ihn auch nicht erleben, das war klar.

Die SPD habe nicht so viel erreicht wie angestrebt, aber eine Trendwende hinbekommen, sagte Landeschef Florian Pronold. Die zwei gegenüber 2008 hinzugewonnen Prozentpunkte gäben nicht den wahren Erfolg wider, meinte Ude. Die Bayern-SPD habe nämlich 464 000 Stimmen mehr bekommen. Bezogen auf die Gesamtstimmenzahl 2005 sei dies ein Zuwachs von 20 Prozent.

Einen kleinen Seitenhieb lieferte die SPD zur Weigerung der Freien Wähler, sich vor der Landtagswahl auf einen Koalitionspartner festzulegen. "Aiwanger hat sich komplett verkalkuliert", sagte Pronold. Das wies FW-Chef Hubert Aiwanger energisch zurück. Nach einem Treffen des Landesvorstands verteidigte er die Taktik. Sowohl die Präferenz für eine Dreierkoalition unter Ude wie auch für die CSU hätten Stimmen gekostet, zeigte sich Aiwanger überzeugt. Strategisch habe man "alles richtig" gemacht.

Nach dem Scheitern der Liberalen wollen sich die Freien Wähler nach den Worten Aiwangers nun verstärkt um deren Wählerklientel kümmern. Neben der CSU seien die Seinen die "einzige bürgerliche Kraft" im Landtag. Man wolle die Lücke füllen, die die FDP hinterlassen habe.

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