Engpässe Hohe Spritpreise sind auch in Deutschland ein Thema

Hamburg · Während die „Gelben Westen“ in Frankreich gegen die Spritpreise demonstrieren und die Regierung ihre Ökosteuer vorerst kippt, ist in Deutschland keine Entwarnung an der Zapfsäule in Sicht. Vor allem in den südlichen Bundesländern und in NRW bleibt Tanken wohl bis nach Weihnachten teuer.

 05SZ-Kraftstoffpreise

05SZ-Kraftstoffpreise

Foto: SZ/Steffen, Michael

Die Hintergründe:

Die Rohölpreise sind stark gesunken. Wie wirkt sich das beim Tanken aus?

In der Tat sind die Preise für Rohöl seit ihrem Höchststand Anfang Oktober um mehr als 20 Dollar je Barrel (159 Liter) gefallen, von mehr als 84 auf weniger als 62 Dollar für die Nordsee-Sorte Brent. Das gilt auch nach dem Preisschub am Montag. An den Zapfsäulen hat sich dieser Rückgang nur mit Verzögerung und nicht so ausgeprägt bemerkbar gemacht. Superbenzin ist von einem Spitzenpreis von 1,54 auf 1,47 Euro je Liter zurückgefallen, Diesel von 1,45 auf 1,37 Euro je Liter. Der November war laut ADAC der teuerste Tankmonat.

Dann sind die Preise an den Tankstellen zu hoch?

Auf den ersten Blick sieht das so aus. Die Preise bewegen sich in der Regel etwa parallel zu den Rohölpreisen. Es handelt sich jedoch um bundesweite Durchschnittspreise. Ein genauerer Blick zeigt, dass die regionalen Unterschiede extrem hoch sind. In besonders teuren Städten wie Konstanz oder Trier müssen Autofahrer mehr als 1,50 Euro pro Liter Diesel und 1,60 Euro für Super bezahlen, in Saarbrücken werden derzeit laut ADAC-Rechner im Schnitt 1,42 Euro (Diesel) und 1, 54 (Super) fällig. Dagegen kostet Diesel in Rostock oder Lübeck rund 1,27 Euro, Super 1,34 Euro. Bei einer Tankfüllung von 50 Litern gibt es also elf bis 13 Euro Unterschied. Zum Vergleich: In Frankreich, wo die Spritpreise Auslöser für den Protest waren, kostet der Liter Super derzeit rund 1,49 Euro, Diesel 1,50 Euro. Die nun ausgesetzte Ökosteuer sieht eine Erhöhung um rund drei Cent auf Benzin und sieben auf Diesel vor.

Wie kommt es zu der Situation in Deutschland?

Die Mineralölwirtschaft macht dafür die niedrigen Wasserstände des Rheins und seiner Nebenflüsse verantwortlich. Entlang der Wasserstraßen sind Raffinerien und Tanklager angesiedelt, die das Herzstück der Versorgung in den angrenzenden Bundesländern bilden. Da Schiffe nicht oder eingeschränkt fahren können, ist das ausgefeilte Logistik-Räderwerk gestört. Ersatzkapazitäten per Bahn und Lkw sind nur begrenzt vorhanden. „Die Situation ist unverändert schwierig“, sagt ein Sprecher des Mineralölwirtschaftsverbandes. „Aber sie wird zumindest nicht schlechter.“ Der ADAC übt Kritik. Es herrsche schon seit Monaten Niedrigwasser, während der Preisanstieg beim Sprit erst im Oktober sichtbar geworden sei. Eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts RWI bestätigt hingegen die „Knappheitspreise“. Sie verschwänden, wenn die Flusspegelstände steigen. Ohnehin sind Preise stets Ergebnis von Knappheit, Wettbewerb und den Rahmenbedingungen.

Was geschieht gegen den Engpass?

Wirtschaft und Politik haben Reserven mobilisiert oder freigegeben, einige Bundesländer haben das Sonntagsfahrverbot für Tanklaster ausgesetzt. Ansonsten bleibt abzuwarten, bis die Pegel ausreichend steigen – was bis zur Schneeschmelze im Frühjahr dauern könnte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort