Hohe Erwartungen an neuen Bundespräsidenten
Berlin. Zum dritten Mal innerhalb von drei Jahren wählt die Bundesversammlung am Sonntag ein neues Staatsoberhaupt. Der Favorit Joachim Gauck, der von Union, FDP, SPD und Grünen aufgestellt wurde, kann mit bis zu 1100 Stimmen rechnen. Für die Linke, die 124 Wahlleute stellt, geht die als Nazi-Jägerin bekannte Beate Klarsfeld ins Rennen
Berlin. Zum dritten Mal innerhalb von drei Jahren wählt die Bundesversammlung am Sonntag ein neues Staatsoberhaupt. Der Favorit Joachim Gauck, der von Union, FDP, SPD und Grünen aufgestellt wurde, kann mit bis zu 1100 Stimmen rechnen. Für die Linke, die 124 Wahlleute stellt, geht die als Nazi-Jägerin bekannte Beate Klarsfeld ins Rennen. Freie Wähler, NPD, Piraten und der Südschleswigsche Wählerverband entsenden weitere 16 Wahlleute.Der parteilose Theologe Gauck wird schon vor seiner Wahl mit anspruchsvollen Erwartungen konfrontiert: 59 Prozent der Bürger denken, dass er Vertrauen in die Politik zurückgewinnen kann. Das ergab der repräsentative "Deutschlandtrend" des Instituts Infratest-Dimap für die ARD. Auch die Wirtschaft setzt große Hoffnungen in Gauck. "Er ist ein Fürsprecher der sozialen Marktwirtschaft", sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Hans Heinrich Driftmann. Der Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, erhofft sich Impulse für den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Für die Grünen formulierte Fraktionschefin Renate Künast die Hoffnung, dass Gauck dem Amt "Würde und Sinn" geben werde. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sagte, Gauck werde "unser Land in all seinen Facetten repräsentieren".
Der Kandidat selbst rief die Deutschen zu Optimismus und Mut auf. Furcht sei zwar menschlich, helfe aber nicht weiter. "Angst macht kleine Augen und ein enges Herz", sagte der 72-Jährige bei einem spontanen Besuch der Synode seiner mecklenburgischen Heimat. In der Bundesversammlung rechne er nicht mit allen Stimmen von Union, SPD, Grünen und FDP. Es sei ihm bewusst, dass es "ein gewisses Grummeln in manchen Milieus" gebe, sagte Gauck. Nach erfolgter Wahl soll er am Montag in sein Amt eingeführt werden, die Vereidigung ist für den kommenden Freitag vorgesehen. , A 4: Meinung dapd/dpa/epd
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