Hoffnung auf Trendwende im Kampf gegen die Taliban

Neu Delhi. Die Soldaten der dritten Kompanie haben bei einem Selbstmordattentat einen Kameraden verloren. Nun sind sie im Bundeswehr-Feldlager im nordafghanischen Kundus angetreten, um nach Char Darah auszurücken, dem gefährlichsten Distrikt in der Provinz. "Glück", ruft Kompaniechef Michael L. "Ab!" vervollständigen die Soldaten den Fallschirmjäger-Schlachtruf

 Soldaten der Bundeswehr suchen in einem Feuergefecht während der Operation "Halmasag" Deckung. Foto: dpa

Soldaten der Bundeswehr suchen in einem Feuergefecht während der Operation "Halmasag" Deckung. Foto: dpa

Neu Delhi. Die Soldaten der dritten Kompanie haben bei einem Selbstmordattentat einen Kameraden verloren. Nun sind sie im Bundeswehr-Feldlager im nordafghanischen Kundus angetreten, um nach Char Darah auszurücken, dem gefährlichsten Distrikt in der Provinz. "Glück", ruft Kompaniechef Michael L. "Ab!" vervollständigen die Soldaten den Fallschirmjäger-Schlachtruf. Dann brüllt der Hauptmann: "Auge um Auge!" Es schallt zurück: "Zahn um Zahn!"

Seit bald sieben Jahren ist die Bundeswehr in Kundus. Der Einsatz hat sich in dieser Zeit dramatisch gewandelt. Die Fallschirmjäger und Panzergrenadiere der Task Force Kundus - in Deutschland heißt der Verband weniger martialisch Ausbildungs- und Schutzbataillon - haben mit Brunnenbohren wenig am Hut. Sie sind Krieger, die Gefechte und Anschläge überlebt haben. Bei der Operation "Halmasag" (Blitz) waren sie nun maßgeblich daran beteiligt, gemeinsam mit afghanischen, belgischen und amerikanischen Soldaten die Taliban aus dem südlichen Teil Char Darahs zu vertreiben. Die deutschen Truppen rückten vom Norden kommend auf die Taliban-Hochburg vor, wo am Karfreitag drei deutsche Soldaten in einem Hinterhalt getötet worden waren. Vom Süden griffen US-Truppen gemeinsam mit Stammesmilizen an. Die Taliban wurden in die Zange genommen. Vier Tage wehrten sie sich erbittert, dann flauten die Kämpfe ab. "Wir hatten keine Ausfälle, und der Gegner südlich ist geschlagen", berichtete ein deutscher Offizier.

Niemand weiß zwar, wie lange der Frieden im Süden des Distrikts währt. Sicher aber ist, dass den Taliban mit der Operation ein weiterer schmerzhafter Nadelstich versetzt wurde. Und es soll nicht der letzte sein. Verteidigungsstaatssekretär Christian Schmidt sagte gestern während eines Truppenbesuchs in Nordafghanistan, Operationen wie in Char Darah werde man "in der nächsten Zeit noch in einigen weiteren Regionen erleben".

Die Aufständischen sind in der Provinz Kundus unter großen Druck geraten. Der aus dem benachbarten Pakistan entsandte Nachschub wird immer jünger - und radikaler. Um sich Respekt zu verschaffen, sprengt ein neuer Taliban-Kommandeur schon einmal eine Brücke in die Luft. Das aber sorgt bei Dorfbewohnern zunehmend für Ärger. Die Deutschen hoffen, dass sich einfache Afghanen von den Taliban abwenden - und dass Aufständische unter dem militärischen Druck die Seiten wechseln. Tatsächlich wächst die Zahl der Überläufer.

Die Fortschritte in Kundus sind dennoch fragil. Doch zumindest scheint der Abwärtstrend erstmals seit Jahren gestoppt. Am wichtigsten ist die Stimmung bei den einfachen Afghanen, und auch in Gesprächen in Kundus-Stadt ist erstmals seit langem wieder vorsichtiger Optimismus zu spüren. Ob sich allerdings die erhoffte Trendwende einstellt, wird nicht vor dem nächsten Frühjahr absehbar sein. Dann beginnt die neue Kampfsaison. Und dann wird sich abzeichnen, ob es den Taliban gelungen ist, sich in ihren Winterquartieren von den jüngsten Schlägen zu erholen.

 Soldaten der Bundeswehr suchen in einem Feuergefecht während der Operation "Halmasag" Deckung. Foto: dpa

Soldaten der Bundeswehr suchen in einem Feuergefecht während der Operation "Halmasag" Deckung. Foto: dpa

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