Hoeneß-Effekt: Steuersünder in Panik

Berlin/Saarbrücken · Das Steuer-Geständnis von Bayern-Präsident Uli Hoeneß und der Kauf einer neuen Daten-CD zeigen Wirkung: Bundesweit steigt die Zahl der Selbstanzeigen rapide . Auch im Saarland rollt eine „Welle von Geständnissen“ an.

Für deutsche Steuersünder wird die Luft dünn: Immer mehr Betrüger wollen mit einer Selbstanzeige im Nachhinein reinen Tisch machen. Nach dem Scheitern des Steuerabkommens mit der Schweiz und unter steigendem Druck der Behörden haben sich in vielen Bundesländern dieses Jahr deutlich mehr Steuerhinterzieher selbst angezeigt als in den Vorjahren. Einige Finanzminister führen dies auch auf den Wirbel um die Steueraffäre von FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß zurück.

Seit bekannt wurde, dass der Club-Boss Steuern in Millionenhöhe am Fiskus vorbei schleuste, steigt die Zahl der Selbstanzeigen im Saarland "sprunghaft" an. Das teilte Daniel Kempf, Büroleiter von Finanzminister Stephan Toscani (CDU), auf Anfrage der Saarbrücker Zeitung mit. Er spricht von einer regelrechten "Selbstanzeigen-Welle". Allein seit dem 30. April seien bei der saarländischen Bußgeld- und Strafsachenstelle 31 neue Selbstanzeigen mit Bezug auf Kapitalanlagen im Ausland eingegangen. Zum Vergleich: Zwischen Januar und April 2013 waren es genau 30. Damit liegen nach knapp fünf Monaten etwa so viele Selbstanzeigen vor wie in den Gesamtjahren 2012 mit 62 und 2011 mit 69 Fällen.

Bei mehreren Vorgängen geht es nach Angaben des Ministeriums um einen "hohen Hinterziehungsbetrag". Teilweise liege die hinterzogene Summe über einer Million Euro, so Kempf. Minister Toscani betonte, das Hinterziehen hoher Steuersummen sei kein Kavaliersdelikt. "Wer das tut, entzieht unserer Gesellschaft Mittel für Bildung, Sicherheit und Infrastruktur."

Auch in anderen Bundesländern nähert sich die Zahl der Selbstanzeigen bereits den Werten, die sonst im Gesamtjahr erreicht werden. So zeigten sich im benachbarten Rheinland-Pfalz seit Januar mehr als 600 Menschen an, im vorigen Jahr gab es insgesamt 730 Anzeigen. In Berlin offenbarten sich bis Mitte Mai schon 225 Steuerbetrüger - 2012 waren es rund 300 gewesen. In Niedersachsen rechnet man gar damit, dass in den kommenden vier Wochen mehr als 1000 Selbstanzeigen bei den Behörden eingehen. Und: "Wir reden hier über dicke Fische", sagte Finanzminister Peter-Jürgen Schneider (SPD).

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