Deutliche Verluste für Ministerpräsident Hisbollah siegt bei Parlamentswahl im Libanon

Beirut · Bei der Parlamentswahl im Libanon ist die schiitische Hisbollah klar stärkste Kraft geworden. Ministerpräsident Saad Hariri musste dagegen deutliche Verluste einstecken. Die Hisbollah und mit ihr verbündete Gruppen errangen bei der ersten Wahl zum Abgeordnetenhaus seit neun Jahren mehr als die Hälfte der Sitze, wie aus inoffiziellen Ergebnissen hervorgeht.

Hariris Bündnis erreichte nach eigenen Angaben nur 21 von 128 Mandaten. Das ist etwa ein Drittel weniger als die 33 Sitze, die seine Koalition 2009 errang. „Wir hatten gehofft, ein besseres Resultat und einen größeren Block zu erzielen“, sagte Hariri gestern in Beirut. Er kündigte an, mit allen Parteien zusammenarbeiten zu wollen, um die politische Stabilität im Land zu erhalten. Da der Regierungschef im Libanon ein Sunnit sein muss, scheint Hariri trotz seiner Niederlage der stärkste Kandidat, um eine neue Regierung zu bilden. Im multireligiösen Libanon leben jeweils mehr als ein Viertel Sunniten und Schiiten und etwa 40 Prozent Christen. Komplizierte Regelungen sollen die Balance des Mittelmeerstaates garantieren. So muss der Staatspräsident ein Christ, der Regierungschef ein Sunnit und der Parlamentspräsident ein Schiit sein. Bereits vor der Parlamentswahl war vermutet worden, dass ein neu eingeführtes Wahlsystem eher der Hisbollah nutzen könnte. Die Wahlbeteiligung lag bei etwa 49 Prozent.

Angesichts politischer Krisen im Land hatte das Parlament sein 2013 abgelaufenes Mandat mehrfach eigenständig verlängert. Die Abstimmung von Sonntag fand unter dem Einfluss des seit nunmehr sieben Jahren währenden Krieges im Nachbarland Syrien statt. Der Libanon hat rund 1,5 Millionen Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen – bei 6,2 Millionen Einwohnern.

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