Hillary Clinton bald US-Außenministerin?

Washington/Chicago

Washington/Chicago. Eine "private" Reise Hillary Clintons nach Chicago, wo der designierte Präsident seine neue Regierungsmannschaft plant, drei "verdächtige" Geländewagen, die das Bürogebäude Barack Obamas als Kolonne verlassen und ein Dutzend Medienberichte, die sich auf dieselben Quellen im Übergangs-Team stützen, sind die Indizien, die auf eine Berufung der Senatorin an die Spitze des US-Außenministeriums hindeuten. Hinzu kommen die fehlenden Dementis. "Ich möchte ein guter Partner sein und alles tun, um sicherzustellen, dass seine Agenda Erfolg haben wird", reagierte Clinton in New York auf Reporter-Fragen über eine mögliche Position in der Regierung Obamas. Ihr Berater Philippe Reines verweist konkrete Anfragen an das Übergangs-Team. Dort gibt es offiziell keine Stellungnahme. Doch hinter vorgehaltener Hand heißt es, die Überlegungen seien "sehr ernst zu nehmen". Ein Zufall jedenfalls ist es nicht, dass plötzlich alle möglichen Korrespondenten, "exklusiv" dieselben Informanten aus dem Obama-Lager zitieren. Angesichts der schwierigen Vorgeschichte, die der designierte Präsident und seine einstige Konkurrentin haben, wäre es nach übereinstimmender Ansicht der Experten unprofessionell, einfach nur einen Test-Ballon zu starten. Ihren Namen gezielt in Umlauf zu bringen, um dann einen anderen zu wählen, so der Politologe Paul Light, "würde Obamas Ernsthaftigkeit in Frage stellen, die Wunden der Partei heilen zu wollen". Die große Frage bleibt, ob Clinton daran interessiert ist, ihren Sitz im Senat aufzugeben und in die Regierungsdisziplin eingebunden zu werden. Für Obama hätte dies den Vorzug, eine Frau an die Spitze des Außenministeriums zu stellen, die mit vielen Staats- und Regierungschefs in der Welt per Du steht und große Sympathien genießt. Sie könnte dem designierten Präsidenten durch Übernahme kniffliger Probleme wie Irak, Iran und Afghanistan daheim den Rücken für seine ambitionierte Reform-Agenda freihalten. Obama hat bereits mit anderen Personalentscheidungen bewiesen, dass er die Erfahrung der Clinton-Regierung nutzen will. Der Leiter seines Übergangs-Teams John Podesta diente als Stabschef im Weißen Haus. Der für diese Position nun vorgesehene Rahm Emanuel arbeitete ebenfalls eng mit Bill Clinton zusammen. Joe Bidens designierter Stabschef Ron Klain übte dieselbe Funktion für Al Gore aus. 31 der 47 Positionen, die Obama bisher vergeben hat, gingen an "Clintonites". Am Montag will der künftige amerikanische Präsident auch John McCain in Chicago willkommen heißen. "Es ist inzwischen bekannt, dass sie die wichtige Überzeugung teilen, dass die Amerikaner eine effektivere und effiziente Regierung wollen und verdienen", lobt Obama-Sprecher Tommy Vietor den ehemaligen republikanischen Präsidentschaftskandidaten. "Sie werden diskutieren, wie sie zusammen daran arbeiten können, dies Wirklichkeit werden zu lassen." Erfahrene Beobachter erinnern daran, Obama habe in der Vergangenheit immer wieder auf Abraham Lincoln als Vorbild verwiesen, der einstige Gegenspieler in seine Regierung aufnahm. Die Chancen stünden nicht schlecht, dass der designierte Präsident diesem Modell folge und sein Kabinett aus einem "Team von Rivalen" bilde. Die Spekulationen um Clinton und mit Abstrichen auch McCain machten in diesem Zusammenhang großen Sinn. "Ich möchte ein guter Partner sein und alles tun, um sicherzustellen, dass seine Agenda Erfolg haben wird."Hillary Clinton

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