Herzlich einig

Rom. Ein bisschen ergriffen ist er dann doch, der protestantische Ex-Pastor, nach der Begegnung mit dem deutschen Papst. "Wenn zwei Christenmenschen sich treffen, dann sprechen sie auch über Gott", sagt Bundespräsident Joachim Gauck gestern auf dem Petersplatz. Er ist mehr als zufrieden mit dem Verlauf der Audienz bei Benedikt XVI.. Und es ging nicht nur um Gott

Rom. Ein bisschen ergriffen ist er dann doch, der protestantische Ex-Pastor, nach der Begegnung mit dem deutschen Papst. "Wenn zwei Christenmenschen sich treffen, dann sprechen sie auch über Gott", sagt Bundespräsident Joachim Gauck gestern auf dem Petersplatz. Er ist mehr als zufrieden mit dem Verlauf der Audienz bei Benedikt XVI.. Und es ging nicht nur um Gott. Herzlich einig sei man sich auch gewesen über die Nöte des Krisenkontinents Europa, an dessen Zukunft es keine Zweifel geben dürfe.Zwischen Politik und Religion bewegt sich also das Gespräch der beiden Theologen im Apostolischen Palast. Als sich Papst Ratzinger (85) und Bundespräsident Gauck in der Privatbibliothek des Papstes gegenübersitzen, erzählt der Rostocker erst einmal von seinem ersten Besuch in der Sixtinischen Kapelle des Vatikans. Das war unmittelbar nach deren Restaurierung in den 1990er Jahren. "Es war schon sehr ergreifend für ein norddeutsch-protestantisches Gemüt" sagt Gauck.

Dann schließen sich die Türen, denn eine Privataudienz bleibt privat. "Ich habe einen hellwachen Heiligen Vater erlebt", berichtet Gauck später von dem Landsmann mit der Bürde, eine Weltkirche mit einigen Problemen und knapp 1,2 Milliarden Gläubigen zu führen.

In der Zwischenzeit berichtet Georg Gänswein, der deutsche Privatsekretär des Papstes, wie der von sonnigem Frühwinterwetter verwöhnte Tag für Joseph Ratzinger begonnen hat: Mit einem echten Nikolausfrühstück, mit Adventskranz, Nüssen und einem Schoko-Nikolaus. Benedikt wird das Geschenk Gaucks wohl trotzdem zu schätzen wissen: Eine große Dose Nürnberger Lebkuchen, dazu einen Wanderstab aus Holz für Spaziergänge in Castel Gandolfo und eine Ausgabe seiner Autobiografie.

Der Papst revanchiert sich mit einer Keramikfliese, einer Zeichnung aus dem Jahr 1526 und auch einem Buch aus eigener Feder - das jüngste Werk des anerkannten Theologen und Vielschreibers Joseph Ratzinger über das Jesuskind. Das Buch ist gerade dabei, der nächste Bestseller aus seiner Feder zu werden.

Das Gespräch unter vier Augen dauert eine gute Dreiviertelstunde, was die deutsche Delegation als gutes Zeichen werten darf. "Von Grenzen habe ich nichts bemerkt", so Gauck. "Ich will hier nicht das protestantische Fähnlein schwenken", hatte er zuvor angemerkt.

Meinung

Feuer und Wasser

Von SZ-MitarbeiterJulius Müller-Meinigen

In Rom sind gestern zwei Welten aufeinander geprallt, so scheint es zunächst. Auf der einen Seite der Mann aus dem vom Barock geprägten Süden Deutschlands, tief katholisch und konservativ. Ihm Gegenüber der Pastor aus dem unterkühlten Norden, protestantisch, aufgeklärt und liberal. Auf den ersten Blick wirkte der Besuch von Bundespräsident Joachim Gauck bei Papst Benedikt XVI. wie das Aufeinandertreffen von Feuer und Wasser. Doch Joachim Gauck und Joseph Ratzinger verbindet mehr als man zunächst vermutet. Für beide steht der christliche Glaube im Zentrum ihres Wirkens. Begegnet sind sich auch zwei Deutsche, für die das Christentum eine gemeinsame Konstante ihres Werdegangs ist. "Die Welt verliert etwas, wenn sie Gott verliert", das war der gemeinsame Nenner der Begegnung.

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