Heroin auf Rezept - Beschluss nach langem Streit

Berlin. Der Hauptkonflikt in der Koalition in der Drogenpolitik ist gelöst, der Grundsatzstreit über Heroin aus der Hand des Staates entschieden. Künftig sollen Schwerstabhängige Diamorphin - synthetisch hergestelltes Heroin - auf Rezept bekommen. Nach engagierter Debatte erhielt das von der SPD initiierte Gesetz 349 Ja-Stimmen bei 198 Gegenstimmen und drei Enthaltungen

Berlin. Der Hauptkonflikt in der Koalition in der Drogenpolitik ist gelöst, der Grundsatzstreit über Heroin aus der Hand des Staates entschieden. Künftig sollen Schwerstabhängige Diamorphin - synthetisch hergestelltes Heroin - auf Rezept bekommen. Nach engagierter Debatte erhielt das von der SPD initiierte Gesetz 349 Ja-Stimmen bei 198 Gegenstimmen und drei Enthaltungen. Die Union im Bundestag sträubte sich erfolglos mit einem eigenen Antrag gegen Diamorphin auf Kosten der Kassen. Die Stimmabgabe war den Abgeordneten der Koalition freigegeben worden. Befürworter und Gegner beriefen sich auf die Erfahrungen, die von 2002 bis 2006 in Bonn, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Karlsruhe, Köln und München mit über 1000 Schwerstabhängigen gemacht wurden. In der unter Rot-Grün gestarteten Studie verglichen Suchtexperten die längerfristigen Wirkungen von Diamorphin mit der herkömmlichen Behandlung mit dem Ersatzstoff Methadon. Studienleiter Christian Haasen: "Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass die Abgabe von Heroin unter ärztlicher Aufsicht sinnvoll ist."Stoff auf dem SchwarzmarktDen meisten Diamorphin-Empfängern ging es deutlich besser, argumentieren die Befürworter. Methadon lindert zwar die Entzugserscheinungen, hat aber keine euphorisierende Wirkung - deutlich mehr Methadon - als Diamorphin-Empfänger beschafften sich den Stoff noch auf dem Schwarzmarkt. Seit Abschluss der Studie verging kaum ein öffentlicher Auftritt von Sabine Bätzing, ohne dass die Bundesdrogenbeauftragte für die Diamorphin-Abgabe warb. Der Bundesrat beschloss - auch mit den Stimmen von Unionsländern - bereits einen entsprechenden Entwurf. Mit dem Beschluss des Parlaments ist klar: Alle Städte können weitermachen - weitere können hinzukommen. Nur Menschen in speziellen Einrichtungen sollen Diamorphin bekommen, wenn sie seit mindestens fünf Jahren opiatabhängig sind, mindestens zwei erfolglose Therapien hinter sich haben und mindestens 23 Jahre alt sind. Die Unionsfraktion sah noch ungeklärte Fragen. So ging es in der Gruppe der Heroinempfänger zwar 80 Prozent deutlich besser - aber bei den Methadon-Empfängern waren es immerhin auch 74 Prozent. An einer Orientierung hin zu einem Komplett-Ausstieg hapere es beim derzeitigen Diamorphin-Konzept. dpa

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