Hayange setzt auf rechtsextremen Rathauschef

Hayange · 17 Jahre lang war ein Sozialist Bürgermeister in der lothringischen Stadt Hayange. Die Einwohner machten auch ihn für den wirtschaftlichen Niedergang verantwortlich. Nun setzen sie ihre Hoffnungen in Fabien Engelmann vom rechtsextremen Front National.

"Er ist einer von uns, er hat im Stahlwerk gearbeitet", sagt Gilles Censi, der in Hayange wohnt und früher in der Metallindustrie tätig war über den neuen Bürgermeister Fabien Engelmann von der rechtsextremen Partei Front National (FN). Dieses Bild hat nicht nur er, sondern viele Menschen in Hayange bei Thion ville. Aus diesem Grund schaffte es Engelmann mit 34,7 Prozent der Stimmen, das Rathaus zu erobern. Er hatte sich gut vorbereitet, um im Wahlkampf den Menschen genau die Versprechungen zu machen, die sie zur Wahlurne bewegen würden. Er zeigte viel Präsenz, wenn die anderen zurückhaltend wirkten, und gab den Menschen das Gefühl, sie am besten zu verstehen.

Dass der FN das Rathaus der "Stahlstadt", wie man sie in Frankreich nennt, erobern konnte, verdankt er also der lokalen Verankerung seines Kandidaten. Zwar ist Engelmann erst 34, doch viele der knapp 16 000 Einwohnern haben den Eindruck, sich in seinem Werdegang zu erkennen. Censi freut sich, dass Engelmann nun im Rathaus das Sagen hat. "Ich rechne fest damit, dass sich in der Stadt endlich etwas zum Positiven ändert", sagt Censi. Bisher fühle er sich als Bürger nicht ernst genommen. "In meinem Viertel St. Nicolas wohnen viele alte Menschen. Sie haben Schwierigkeiten, in die Stadt zu kommen. Wenn sie es schaffen, ist der schlechte Zustand der Bodenbeläge eine Stolperfalle. Sie haben Angst, dass sie von Jugendlichen überfallen werden", beschreibt er die Sorgen der Bürger.

Angst in die Stadt zu gehen, haben anscheinend nicht nur die älteren Semester. Stecy Houdin geht noch aufs Gymnasium ist davon überzeugt: "Abends ist es hier gefährlich wegen der ausländischen Flüchtlinge, die in einem ehemaligen Hotel untergebracht werden."

Doch es geht nicht nur um Sicherheit. Zwei Taxifahrerinnen, die vor dem Rathaus auf Kunden warten, fordern auch, dass neue Firmen gegründet werden. Ziemlich viele Forderungen an Fabien Engelmann, an denen er sich jetzt messen lassen muss. Der ehemalige Gewerkschaftler selbst ist aber optimistisch, dass ihm viel gelingen wird und sagt der SZ: "Wir werden eine kostenlose Minibus-Linie eröffnen, damit die Senioren von St. Nicolas in die Innenstadt einkaufen können, und das noch im nächsten Monat. Statt Strafzettel zu verteilen, wird sich die Stadtpolizei darauf konzentrieren, aggressive Bettler zu vertreiben und dass das strikte Alkoholverbot auf der Straße eingehalten wird." Gefragt, wie er den sehnlichen Wunsch nach neuen Jobs in der ehemaligen Industrie-Stadt erfüllen will, bleibt die Antwort noch etwas vage. Neue Investoren würden von selbst nach Hayange kommen, wenn die Sicherheit und die Lebensqualität in der Stadt wieder hergestellt seien, so Engelmann. Über die Grenzen Frankreichs hinaus genießt Engelmann anders als bei den Wählern keinen Vertrauensvorschuss: Die belgische Partnerstadt Arlon hat schon angekündigt, die offiziellen Beziehungen auf Eis zu legen.

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