Guttenberg: Wollte Schwäche nicht zugeben

Bayreuth. Dauerstress und hohe Erwartungen der Familie: Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat die Plagiate in seiner Doktorarbeit mit massiver Überforderung begründet. Für die Universität Bayreuth steht dagegen fest: Der CSU-Politiker täuschte vorsätzlich. Das geht aus dem gestern veröffentlichten Abschlussbericht der Bayreuther Prüf-Kommission hervor

Bayreuth. Dauerstress und hohe Erwartungen der Familie: Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat die Plagiate in seiner Doktorarbeit mit massiver Überforderung begründet. Für die Universität Bayreuth steht dagegen fest: Der CSU-Politiker täuschte vorsätzlich. Das geht aus dem gestern veröffentlichten Abschlussbericht der Bayreuther Prüf-Kommission hervor.In seiner Stellungnahme für den Bericht versuchte Guttenberg den Eindruck zu erwecken, er habe nicht vorsätzlich gehandelt. Er sprach von Fahrlässigkeit und Schlamperei. Wegen seiner beruflichen und privaten Belastung sei ihm die Arbeit "teilweise über den Kopf gewachsen". Er habe weder die Erwartungen seiner Familie noch seinen Doktorvater enttäuschen wollen. "Ich wollte mir eine Schwäche nicht eingestehen", wird er zitiert.

Aus Sicht der Kommission übernahm Guttenberg fremde Texte in einem kaum vorstellbaren Ausmaß in allen Details, ohne dies zu kennzeichnen. Das deute auf bewusstes Vorgehen hin. Anhaltspunkte dafür, dass er die Arbeit von "Ghostwritern" habe anfertigen lassen, sieht die Uni-Kommission aber nicht. Anders als angekündigt habe der Ex-Minister jedoch die Aufarbeitung der Affäre nicht in vollem Umfang unterstützt. So habe er eine mündliche Befragung durch die Kommission trotz mehrfacher Anfrage abgelehnt.

Die Staatsanwaltschaft Hof geht weiter dem Verdacht der Verletzung von Urheberrechten nach. "Unsere Ermittlungen laufen noch, aber wir hoffen, im Sommer eine Zwischenbilanz vorlegen zu können", sagte Oberstaatsanwalt Reiner Laib. Der Doktortitel wurde Guttenberg bereits am 23. Februar aberkannt.

Koch-Mehrin tritt zurück

Auch die FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin stolpert über eine Plagiats-Affäre: Nach Vorwürfen, sie habe in ihrer Doktorarbeit gezielt abgeschrieben, legte die 40-Jährige gestern Abend alle Führungsämter nieder. Koch-Mehrin war Vize-Präsidentin des Europaparlaments, führte die dortige FDP-Fraktion und gehörte dem Präsidium ihrer Partei an. , Interview, Meinung dpa/dapd

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