Gute Betreuung lässt Zahl der Geburten steigen

Berlin/Saarbrücken · Der Staat gibt jährlich viele Milliarden für Familienförderung aus, doch beim Kinderkriegen halten sich die Deutschen zurück. Jetzt haben Experten erforscht, welche Leistungen wirken – und fordern ein Umsteuern der Politik.

Wissenschaftler haben eine ernüchternde Bilanz der Familienpolitik gezogen. Der Großteil der rund 200 Milliarden Euro, die der Staat jährlich für familienbezogene Leistungen ausgibt, verpufft demnach. Nach der bisher unveröffentlichten Analyse des Prognos-Instituts wirken zwar die Investitionen in Kinderbetreuung als Anreiz für Eltern, das Ehegatten-Splitting und die beitragsfreie Mitversicherung von Kindern hingegen nicht .

Wie die "Bild am Sonntag" mit Bezug auf die Studie berichtet, führt das Steuer-Splitting lediglich zu einem Anstieg der Geburtenrate um den Faktor 0,01. Dem stünden allein im vorigen Jahr Kosten von 20,53 Milliarden Euro gegenüber. Ausgaben für die Kinderbetreuung erhöhten die Geburtenrate statistisch immerhin um 0,18 Kinder pro Frau. Auch Kindergeld (plus 0,14) und Elterngeld (plus 0,11) kommen in der Studie besser weg. In einer Emnid- Umfrage sagten allerdings 85 Prozent der Befragten, solche Zuwendungen seien kein Grund zum Kinderkriegen. Die Prognos-Experten schlagen vor, allgemeine Leistungen wie das Kindergeld teilweise in die Betreuung umzuschichten. Das Ehegatten-Splitting und die kostenlose Mitversicherung in der Krankenkasse sollten reduziert werden. Zudem raten die Forscher, familienpolitische Leistungen auf ärmere Familien und Alleinerziehende zu konzentrieren.

Das neu geschaffene Betreuungsgeld erfreut sich derweil wachsender Beliebtheit. Seit der Einführung zum 1. August 2013 gingen allein im Saarland 1800 Anträge ein. 251 seien aus formalen Gründen nicht bewilligt worden, so das Saar-Sozialministerium. Bis Ende Januar wurden demnach 306 000 Euro Betreuungsgeld an Eltern ausgezahlt, die ihr Kind unter drei Jahren nicht in eine Kita bringen wollen. Landesweit stehe inzwischen für gut jedes dritte Kleinkind ein Kita- oder Krippenplatz zur Verfügung, teilte das Ministerium weiter mit. Der Versorgungsgrad in den einzelnen Kreisen liege zwischen 32,6 (Saarpfalz-Kreis) und 41,2 Prozent (Merzig-Wadern).

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