Gewalttaten steigen deutlich an

Berlin · Die Kriminalstatistik zeigt, dass auch Zuwanderer für die Zunahme sorgen, warnt aber vor Verallgemeinerung.

 Die Fälle von Mord und Totschlag sind im vergangenen Jahr um 14,3 Prozent angestiegen. Symbolfoto: May/dpa

Die Fälle von Mord und Totschlag sind im vergangenen Jahr um 14,3 Prozent angestiegen. Symbolfoto: May/dpa

(dpa/afp) Durch die Zuwanderung von Flüchtlingen ist zwar die Einwohnerzahl gestiegen, doch zu mehr Kriminalität in Deutschland hat das insgesamt nicht geführt. Mit rund 6,37 Millionen Fällen im vergangenen Jahr ist die Gesamtzahl der Straftaten im Vergleich zu 2015 nahezu gleich geblieben. Die Polizeiliche Kriminalstatistik, die Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) gestern in Berlin vorstellte, zeigt trotzdem einige Verschiebungen. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten:

Welche Veränderungen fallen besonders ins Auge?

Unübersehbar ist die Zunahme im Bereich der Gewaltkriminalität: Bei Mord und Totschlag wurde ein Plus von 14,3 Prozent registriert, bei Vergewaltigung und sexueller Nötigung lag der Anstieg bei 12,8 Prozent. Außerdem gab es mehr als 140 000 Fälle von gefährlicher und schwerer Körperverletzung - ein Zuwachs um 9,9 Prozent.

Wie ist dieser Anstieg zu erklären?

Unter anderem durch die Flüchtlingskrise: Denn speziell bei Gewaltdelikten ist laut de Maizière die Zahl der deutschen Tatverdächtigen um ein Prozent gestiegen, die der tatverdächtigen Flüchtlinge und Asylbewerber jedoch um knapp 90 Prozent. "Wir lassen es nicht zu, dass alle bei uns lebenden Flüchtlinge pauschal unter Verdacht gestellt werden", betonte de Maizière gleichzeitig. Die Flüchtlinge und Asylbewerber, die in der Statistik unter dem Schlagwort Zuwanderer zusammengefasst werden, machen nur einen vergleichsweise kleinen Teil der Tatverdächtigen aus.

Aber sprechen die Zahlen nicht eine deutliche Sprache?

Gerade unter den Flüchtlingen befinden sich einzelne "intensive Mehrfachtäter", die die Masse der gesetzestreuen Migranten in Misskredit bringen, sagt de Maizière. Zudem seien unter den Flüchtlingen überdurchschnittlich viele Männer im Alter von 18 bis 21 Jahren - diese Gruppe sei auch unter deutschen Staatsbürgern besonders häufig in Straftaten verwickelt. Bei 80 Prozent der Fälle, in denen ein Zuwanderer Opfer einer Gewalttat wird, ist der Angreifer ebenfalls ein Zuwanderer. Die beengte Unterbringung in Flüchtlingsunterkünften spielt dabei also eine Rolle.

Also sind die Flüchtlinge an der zunehmenden Gewalt schuld?

Nein. Der Statistik zufolge ist bei Gewaltdelikten nämlich auch die Zahl der deutschen Tatverdächtigen angestiegen. Deshalb beklagt de Maizière ganz generell "die Verrohung in unserer Gesellschaft". Hat sich die sogenannte Cyberkriminalität verstärkt?

Die Zahl der mit Hilfe des Internets verübten Straftaten hat im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Die Polizei habe 2016 rund 82 649 Fälle (2015: 45 793) von Cyberkriminalität "im engeren Sinne" registriert, berichtete die "Welt" gestern. Die Aufklärungsquote konnte demnach um 5,9 Prozent auf 38,7 Prozent erhöht werden. Laut Kriminalstatistik habe es außerdem rund 4422 Fälle von Computersabotage gegeben, das seien 25 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Aufklärungsquote sei um 4,6 Prozent auf 22,1 Prozent gesunken.

Gibt es positive Entwicklungen?

Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist im Vergleich zu 2015 um 9,5 Prozent zurückgegangen. Das sei auch auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Polizei sowie auf die staatliche Förderung von häuslicher Sicherheitstechnik zurückzuführen. "Immer mehr Wohnungseinbrüche scheitern bereits bei der Tatausführung", erklärte de Maizière. Es ist allerdings ein Rückgang auf hohem Niveau. Nachdem es 2016 so viele Einbrüche gegeben hat wie seit den 90er Jahren nicht mehr, ist jetzt mit 151 265 Fällen gerade einmal wieder der Wert von 2014 erreicht.

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