Gesetz soll Stromsperren vermeiden
Berlin/Saarbrücken · Nach Meldungen über schwere Folgen von Stromsperren wollen Union und SPD Versorger zu Schritten verpflichten, ihre Kunden vor der Schuldenfalle zu bewahren. Die Parteien setzen auf ,,Prepaid“-Zähler.
Um Stromsperren für säumige Bürger zu vermeiden, wollen Union und SPD Energieversorger zur Einführung von Stromzählern mit vorab gezahlten Guthaben (,,prepaid") verpflichten, wie sie in mehreren saarländischen Städten schon freiwillig angeboten werden. Das erfuhr die Saarbrücker Zeitung gestern aus der Arbeitsgruppe Verbraucherschutz der laufenden Verhandlungen über die Bildung einer großen Koalition in Berlin.
Hintergrund: Die steigenden Energiekosten machen immer mehr Menschen zu schaffen - mittlerweile sechs Millionen Mal im Jahr drohen die Versorger säumigen Kunden, ihnen den Strom abzustellen. Bei über 300 000 Haushalten ist das laut Bundesnetzagentur tatsächlich der Fall. Das Thema erhielt bundesweite Aufmerksamkeit, als in Saarbrücken-Burbach im August 2012 bei einem nächtlichen Feuer vier Kinder ums Leben gekommen waren. Im Haushalt brannten Kerzen, weil der Strom abgestellt war. Beim schwarz-roten Modell gilt das Handy als Vorbild. Demnach sollen Kunden künftig auf Prepaid-Karten Stromkontingente aufladen können, beispielsweise in den Geschäftsräumen eines Versorgers. Oder aber sie beziehen ihr Guthaben online über ein "Energiekonto".
"Die Versorger bekommen ihr Geld und der Verbraucher muss nicht auf Strom verzichten", so die Leiterin der Arbeitsgruppe für die Union, Mechthild Heil (CDU), gegenüber der SZ. Durch dieses System haben Kunden nach Ansicht von Union und SPD ihren eigenen Energiekonsum besser im Blick. "Sie gehen achtsamer und sparsamer mit ihrem Verbrauch um", so Ulrich Kelber, Chef-Unterhändler der SPD-Seite. Das Vorkasse-Verfahren soll auch verhindern, dass sich Monat für Monat Stromschulden auftürmen, die zu Mahnungen, Sperren und damit weiteren Kosten führen.
Vorbild Großbritannien
Die Aufrüstung eines elektronischen Zählers zum Prepaid-Zähler kostet zwischen 30 und 65 Euro. Laut Kelber sollen die Energieversorger verpflichtet werden, den Einbau anzubieten - "bevor es zu einer Energiesperre kommt". Vorbild des Vorhabens ist Großbritannien: In britischen Haushalten sind Prepaid-Stromzähler üblich.