Generalprobe für die Schlacht der Worte

Washington · Zum ersten TV-Duell treffen sich die US-Präsidentschaftskandidaten Clinton und Trump erst Ende September. Eine Art Testlauf zeigte aber schon jetzt, um was es gehen wird: Amerikas Sicherheit. Und Russlands Präsident.

Im Rennen ums Weiße Haus geht es wieder einmal um Wladimir Putin. Eines wird immer deutlicher: Das Verhältnis, das der nächste Präsident oder die nächste Präsidentin der USA zu ihrem Amtskollegen in Moskau anstreben, dürfte den außenpolitischen Diskurs auch auf der Zielgeraden des Wahlkampfs prägen. Dass Donald Trump große Stücke auf den Mann im Kreml hält, machte er während eines Fernsehforums in der Nacht zu Donnerstag ein weiteres Mal klar. In einem ersten, wenn auch indirekten TV-Duell mit Hillary Clinton fand er für den russischen Staatschef nichts als lobende Worte.

Wenn Putin etwas Nettes über ihn sage, dann sage auch er etwas Nettes über Putin, antwortet Trump auf die Moderatorenfrage, wie er sich die Beziehungen zu Russland vorstelle. Putin erfreue sich daheim einer Zustimmungsrate von 82 Prozent, er habe sein Land großartig unter Kontrolle: "Er ist ein Anführer, viel mehr, als unser Präsident je ein Anführer gewesen ist." Eine Allianz mit Moskau würde zweifellos helfen, den "Islamischen Staat" in die Knie zu zwingen: "Wäre es nicht wunderbar, wenn wir kooperieren und den IS krankenhausreif schlagen könnten?"

Die Kulisse: ein ausrangierter Flugzeugträger, an den Landungsbrücken Manhattans umfunktioniert zu einem Museum. Das Publikum: Veteranen der Kriege im Irak und in Afghanistan. Veranstaltet vom Sender NBC, dient das "Commander-in-Chief"-Forum als Generalprobe für die erste Fernsehdebatte der beiden Kandidaten am 26. September vor den Toren New Yorks. Diesmal ist es eindeutig Trump, der die Schlagzeilen bestimmt - indem er, wie schon so oft, ebenso düstere wie vage Andeutungen streut, ohne Beweise zu liefern.

Vernichtend und zugleich nebulös klingt etwa seine Kritik, dass Amerikas Generäle "unter Obama/Clinton" zu Schutt und Asche reduziert worden seien. Damit erweckt er nicht zuletzt den Anschein, als räume er dem Militär den Vorrang vor der Politik ein. Klar ist jedenfalls, dass der Milliardär die Rüstungsausgaben massiv zu erhöhen gedenkt, sollte er gewählt werden. Bei Hillary Clintons Auftritt dreht sich alles darum, ob sie leichtfertig dazu neige, das Land die Rolle des Weltpolizisten spielen zu lassen. Ob ihr Votum für den Krieg im Irak 2002 ein Vorbote sei für das, was an interventionistischen Abenteuern noch folgen könnte. Die Entscheidung zur Invasion sei ein Fehler gewesen, sagt Clinton, und George W. Bush die Vollmacht dafür zu geben "war mein eigener Fehler". Bekanntlich lerne man aus Irrtümern, weshalb eine Präsidentin Clinton im Kampf gegen den IS nicht noch einmal Bodentruppen entsenden würde. Was sie indes intensivieren würde, wäre die Jagd nach Abu Bakr al-Baghdadi, dem Anführer der Terrormiliz. "Es wird unsere Sinne schärfen, so wie damals, als wir Osama Bin Laden gejagt haben."

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