Geld und Frauen - er kannte seine Schwächen Verschwörungstheorien begleiten die Affäre um Strauss-Kahn

New York. Er solle in den USA lieber nicht mehr mit einer Frau allein in einen Aufzug steigen - das soll Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy seinem möglichen Widersacher Dominique Strauss-Kahn süffisant mit auf den Weg nach Washington gegeben haben. Der sozialistische Politiker ist in Frankreich seit langem als Schürzenjäger bekannt

New York. Er solle in den USA lieber nicht mehr mit einer Frau allein in einen Aufzug steigen - das soll Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy seinem möglichen Widersacher Dominique Strauss-Kahn süffisant mit auf den Weg nach Washington gegeben haben. Der sozialistische Politiker ist in Frankreich seit langem als Schürzenjäger bekannt. Und es war ihm durchaus bewusst, dass ihm dies eines Tages zum Verhängnis werden könnte. "Geld, Frauen und mein Judentum", nannte er in einem Interview kürzlich als Schwachstellen, die bei einer Kandidatur für die französische Präsidentschaft ein Problem werden könnten.Die Tatsache, dass der 62-Jährige dem Judentum angehört, ist im laizistischen Frankreich nie weiter thematisiert worden. Sein Verhältnis zum Geld und zum weiblichen Geschlecht dafür umso mehr. Nach den Vorwürfen, Strauss-Kahn habe in New York versucht, ein Zimmermädchen zum Oralverkehr zu zwingen, werden in Frankreich weitere Affären wieder aufgekocht.

Strauss-Kahn hat schon mehrere Affären überstanden, bei denen es um politische Kungeleien, aber auch um außereheliche Liebschaften ging. Eine Affäre mit einer ungarischen IWF-Mitarbeiterin hätte ihn 2008 um ein Haar seinen Job an der Spitze der mächtigen Organisation gekostet. Damals verteidigte ihn seine Frau Anne Sinclair auf ihrem Blog im Internet mit der Bemerkung, dass so etwas in jeder Partnerschaft vorkommen könne. "Wie lieben uns wie am ersten Tag", schrieb sie.

Viele Franzosen haben damals über amerikanische Prüderie gespottet. Dass ein Politiker seine Affären hat, erregt dort kaum Aufsehen und wird in den Medien kaum breitgetreten. Auch Präsident François Mitterrand führte jahrelang ein Doppelleben mit seiner Geliebten und der gemeinsamen Tochter.

Über einen Hang Strauss-Kahns zur Aufdringlichkeit war schon früher berichtet worden: "Sein einziges Problem ist sein Verhältnis zu den Frauen. Er ist zu aufdringlich, es grenzt häufig an Belästigung. Die Medien wissen um diesen Fehler, aber niemand redet darüber, man ist ja schließlich in Frankreich", schrieb die Tageszeitung "Libération", als Strauss-Kahn zum IWF-Chef ernannt wurde.

Kaum war jetzt seine Festnahme bekannt geworden, meldete sich in Frankreich eine Schriftstellerin mit weiteren schweren Vorwürfen. Strauss-Kahn habe vor neun Jahren versucht, sie zu vergewaltigen, erklärte sie. Damals habe sie sich nicht getraut, gegen den mächtigen Politiker zu klagen, aber nun werde sie dies tun, sagte ihr Anwalt. Und eine sozialistische Abgeordnete berichtete ebenfalls, dass Strauss-Kahn ihr auf unangenehme Weise zu nahe gekommen sei.

Neben den Frauen war es auch der Hang, seinen Reichtum zur Schau zu stellen, der Stauss-Kahn nicht zuletzt bei Parteifreunden in Verruf brachte. Ein Appartement am Pariser Place des Vosges, ein Haus in Washington, eine Residenz in Marokko - das brachte Strauss-Kahn viele Neider ein. Präsident Sarkozy sah dies allerdings mit gewisser Genugtuung: "Im Vergleich mit ihm gehe ich als protestantischer Pastor durch. Meine Uhr ist neben seiner nur ein billiges Modell", meinte er einmal. Dazu schien es nur allzu gut zu passen, dass DSK, wie er abgekürzt genannt wird, kürzlich beim Einsteigen in einen Porsche fotografiert wurde. Der gehörte zwar gar nicht ihm, aber das symbolträchtige Bild brachte viele in Rage. Manche vermuteten dahinter allerdings auch den Beginn einer Hetzkampagne, da der ehemalige Wahlkampfmanager von Sarkozy indirekt an der Verbreitung beteiligt war.

Dominique Strauss-Kahn, die Frauen und das Geld - er selbst sah darin kein Problem: "Ja, ich liebe Frauen. Na und?" Im Internet mehren sich jetzt die bitterbösen Kommentare: "Das einzige Bling Bling, was ihm noch bleibt, sind die Handschellen." Paris. Ist IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn womöglich Opfer einer Hetzkampagne? Im Internet kursieren bereits Verschwörungstheorien um den Fall des Franzosen, der eines Sexualverbrechens beschuldigt wird. Selbst eine französische Ministerin räumte ein, dass Franzosen leicht einen Komplott vermuten. "Ich bin von einer internationalen Verschwörung überzeugt. Dies ist eine neue Form eines politischen Attentats", sagte die sozialistische Politikerin Michèle Sabban. Sie warf auch die Frage auf: "Wie kann ein Zimmermädchen einfach so ins Zimmer des IWF-Chefs kommen?" Ex-Ministerin Christine Boutin sprach von einer "Falle", die Strauss-Kahn gestellt worden sei - "entweder vom IWF, von den französischen Rechten oder den französischen Linken", mutmaßte sie. Einer von Strauss-Kahns Anwälten sprach von einer möglichen "Provokation". Dass ausgerechnet ein junger Anhänger der französischen Regierungspartei UMP die Nachricht als Erster über Twitter verbreitet hatte, nährte zusätzlich die Komplott-Theorien. Die Affäre wurde zudem früh von dem früheren Wahlkampfchef von Präsident Nicolas Sarkozy, Arnaud Dassier, aufgegriffen. dpa

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