Gauck nennt Steuerbetrüger „asozial“

Berlin · Mit scharfen Worten hat sich Bundespräsident Joachim Gauck in die durch Uli Hoeneß entfachte Steuerbetrüger-Debatte eingeschaltet. Der Bayern-Präsident seinerseits gibt den reuigen Sünder.

Mit unmissverständlicher Klarheit hat Bundespräsident Joachim Gauck Steuerhinterziehung in Deutschland gegeißelt. "Wer Steuern hinterzieht, verhält sich verantwortungslos oder gar asozial", sagte er dem Magazin "Stern". Mit Blick auf den Präsidenten des FC Bayern München, Uli Hoeneß, betonte Gauck: "In unserem Land darf es in rechtlichen und moralischen Fragen nicht zweierlei Standards geben, einen für die Starken und einen für die Schwachen." Gauck sagte, es müsse darüber nachgedacht werden, "ob nicht auch strengere Gesetze nötig sind, die aus einer fragwürdigen Handlung einen Straftatbestand machen". Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, wer nicht trickse, sei selbst schuld.

Hoeneß hatte kürzlich durch eine Selbstanzeige eingeräumt, jahrelang ein Konto in der Schweiz verheimlicht und die fälligen Steuern in Millionenhöhe hinterzogen zu haben. Der Fall sei für ihn eine "Überraschung" gewesen, erklärte Gauck. Er erschrecke jedes Mal, "wenn Sympathieträger stürzen, weil sie irgendwie verstrickt sind". Zugleich warnte der Bundespräsident: "Wer sich unsere Gesellschaft so vorstellt, als stünden lauter moralische Normalverdiener lauter unmoralischen Reichen gegenüber, der irrt."

Hoeneß selbst präsentierte sich unterdessen als reuiger Steuersünder. "Ich habe eine große Torheit begangen, einen Riesenfehler, den ich so gut wie möglich korrigieren will. Ich habe Riesenmist gebaut, aber ich bin kein schlechter Mensch", sagte er der Wochenzeitung "Die Zeit". Seine Zukunft als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender des FC Bayern ließ er offen. "Auf keinen Fall werde ich vor dem Finale der Champions League zurücktreten", sagte der 61-Jährige.

Schweiz will neu verhandeln

Derweil sind Deutschland und die Schweiz grundsätzlich bereit, erneut über ein Steuerabkommen zu verhandeln. Dies wurde nach einem Treffen von Außenminister Guido Westerwelle (FDP) mit seinem Amtskollegen Didier Burkhalter in Bern deutlich. Allerdings dürfte ein neuer Anlauf nicht mehr vor der Bundestagswahl im September gelingen. >

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