Gambias schweres Kolonialerbe

Meinung:

Gambias schweres Kolonialerbe

Von SZ-Redakteur Pascal Becher

In Gambia zeigt sich leider erneut, dass Demokratien in Afrika oft nicht funktionieren. Der Kern des Problems liegt Jahrzehnte zurück: im Kolonialismus . Damals rissen die Mächte Europas Ethnien auf dem Reißbrett auseinander und würfelten sie mit anderen Clans in einem Herrschaftsgebiet zusammen. Aus diesen fragilen Gebilden sind selten Nationen gewachsen - oder Demokratien. Auch in Gambia nicht. Die Menschen fühlen sich bis heute weniger als Gambier, sondern als Mandinka, Diola oder Fulbe. Und so orientiert sich Politik nicht am Allgemeinwohl, sondern an den Bedürfnissen der Clan-Klientel. Patron Yahya Jammeh , der sich 1994 an die Macht putschte und fest an sie krallt, hat fast alle Spitzenpositionen im Staat mit Diola besetzt. Andere Ethnien wurden unterdrückt - auch mit Gewalt. Dass dies bei Wahlen folgenlos blieb, lag auch daran, dass jede Ethnie mit einem eigenen Kandidaten die Macht erobern wollte. Diesmal war das anders. Denn der neu gewählte Präsident Adama Barrow ist eine Art Fulbe geprägter Mandinka. Er vereint also die beiden größten Ethnien in einer Person. Aber auch diese Wähler erwarten, dass er liefert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort