Gaben für den Präsidenten
Paris. Der Dank ist groß. Der als "Befreier" gefeierte François Hollande bekommt eine entsprechend umfangreiche Gabe. Zu den Geschenken, die dem französischen Präsidenten bei seinem ersten Besuch seit Kriegsbeginn in Mali präsentiert werden, zählt auch ein Kamel
Paris. Der Dank ist groß. Der als "Befreier" gefeierte François Hollande bekommt eine entsprechend umfangreiche Gabe. Zu den Geschenken, die dem französischen Präsidenten bei seinem ersten Besuch seit Kriegsbeginn in Mali präsentiert werden, zählt auch ein Kamel. In der Wüstenstadt Timbuktu ist es der vielleicht größte Hinweis auf die Begeisterung, mit der Hollande am Samstag von mehreren tausend Maliern empfangen wird.Viele Menschen in der erst vor einer Woche aus der Hand von Islamisten befreiten Stadt Timbuktu wirken herausgeputzt. Malische und französische Fahnen werden geschwenkt oder dienen als schmückende Halstücher. Trommelklänge sind nach Berichten in der Stadt zu hören, wo Tanzen während der Besatzung der Rebellen noch verboten war. "Er ist ein Heiliger!", zitiert "Le Monde" den Schneider Moulaye El Mihdí, "Timbuktu war die Stadt der 333 Heiligen, jetzt gibt es den 334sten." Der verehrte Hollande selbst wird später vom "wichtigsten Tag meines politischen Lebens" sprechen.
Doch die Begeisterung steckt nicht alle Teile der Bevölkerung an. Aus Timbuktu waren während der langen Besatzung durch Islamisten viele Menschen geflohen. Nun sind nach Berichten von Journalisten wiederum kaum noch Araber und Tuareg in Timbuktu anzutreffen. Dieser Teil der Bevölkerung soll auch aus Furcht vor möglichen Übergriffen der siegreichen malischen Armee die Stadt verlassen haben. Auch Hollande warnt später in Bamako vor Übergriffen nach einem Erfolg gegen die Islamisten. Es gehe um "Gerechtigkeit, nicht um Rache". Der malische Übergangspräsident Dioncounda Traoré verspricht: "Keine Entgleisung, keine Repressalien, kein Missbrauch."
Beim Besuch der von den Dschihadisten zerstörten Mausoleen zeigt sich Hollande nach Berichten entsetzt von den Schäden. "Es gab einen wahren Willen zu zerstören. Es gibt nichts mehr", stellt der Präsident fest. Unesco-Generaldirektorin Irina Bokowa, Mitglied in Hollandes Delegation, verspricht: "Wir werden das wieder aufbauen."
Hollande bekräftigt während des eintägigen Besuches, der Kampf sei noch längst nicht beendet. In dem dreiwöchigen Krieg, der weitgehend ohne Kampfbilder in den Medien stattfindet, scheinen die Islamisten eher verschwunden als geschlagen. Ähnlich lautet auch die Botschaft einer der Frauen, die zum Besuch des Oberbefehlshabers der fremden Armee die Straßen Timbuktus säumen. "Er hat den Baum geschnitten, aber er muss noch die Wurzeln rausreißen", sagt die 53 Jahre alte Diarra Touré.
Hintergund
Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov glaubt fast jeder zweite Deutsche nicht, dass der Konflikt in Mali schnell gelöst werden kann. 46 Prozent der Befragten sagten, dass sie mit einem jahrelangen Konflikt ähnlich wie in Afghanistan rechnen. Nur 27 Prozent glauben nicht an ein solches Szenario. Die deutsche Hilfe in Mali bezeichneten 39 Prozent als ausreichend. 20 Prozent sind für eine Ausweitung, 32 Prozent für eine Reduzierung. Die Gefahr von Terroranschlägen in Deutschland ist nach Ansicht einer Mehrheit der Befragten (52 Prozent) durch das Bundeswehr-Engagement in Mali gestiegen, 30 Prozent fühlen sich dagegen nicht stärker bedroht. dpa