G 20 regeln Finanzmärkte und geben eine Billion Dollar

London. Nach Jahren exzessiver Gewinne wird die internationale Finanzwirtschaft an die Kandarre genommen. Die 20 stärksten Industrienationen (G 20) einigten sich gestern in London darauf, Steueroasen zu bekämpfen, die Spielregeln auf den Märkten und die Aufsicht zu verschärfen sowie üppige Managergehälter zu stutzen

London. Nach Jahren exzessiver Gewinne wird die internationale Finanzwirtschaft an die Kandarre genommen. Die 20 stärksten Industrienationen (G 20) einigten sich gestern in London darauf, Steueroasen zu bekämpfen, die Spielregeln auf den Märkten und die Aufsicht zu verschärfen sowie üppige Managergehälter zu stutzen. Die G 20 stützen in der schweren Wirtschaftskrise die ärmsten Länder und den Welthandel mit weiteren 1,1 Billionen Dollar - das sind gut 817 Milliarden Euro. Im Herbst wollen sich die G 20 erneut treffen, um zu überprüfen, ob die Beschlüsse in die Tat umgesetzt werden.Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich äußerst zufrieden mit dem Ergebnis, das erst nach hartem Ringen zustande kam. Es sei ein "sehr, sehr guter, ja ich glaube historischer Kompromiss" erreicht worden, sagte sie. Hedgefonds im VisierIn Zukunft müssen sich Hedgefonds, die mit Risikokapital Geschäfte machen, einer Aufsicht unterstellen. Zudem soll es neue Regeln für Bonus-Zahlungen an die Finanzmanager geben. "Es gibt künftig keine Belohnung mehr für Versagen", sagte der britische Premier Gordon Brown. Die G 20 sagten auch der Steuerhinterziehung den Kampf an. Steuerparadiese, die nicht mit Behörden anderer Länder zusammenarbeiten, sollen auf eine schwarze Liste. Ihnen drohen Sanktionen. Darauf hatten Berlin und Paris gedrungen. Die neuen Finanzhilfen fließen zumeist über den Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington. Mittelfristig sollen dessen flüssige Mittel in zwei Tranchen um zusammen 500 Milliarden Dollar aufgestockt werden. Dazu soll auch noch das Grundkapital, die so genannten Sonderziehungsrechte, des IWF um zusätzliche 250 Milliarden Dollar aufgestockt werden. Die Weltbank bekommt nach den Angaben 100 Milliarden Dollar, um armen Ländern zu helfen, die von der Krise am stärksten betroffen sind. Die Staats- und Regierungschefs verständigten sich zudem darauf, mit 250 Milliarden Dollar den Welthandel anzukurbeln, der in den letzten Monaten eingebrochen ist. Das Geld soll als Versicherungen und Bürgschaften für Exportgeschäfte genutzt werden. Marktabschottungen soll es nicht mehr geben. Verhaltene Proteste Die Polizei in London hatte am zweiten Gipfeltag weniger zu tun als am Mittwoch. Zwar protestierten erneut G 20-Gegner, allerdings kamen wesentlich weniger Demonstranten: Rund 700 Demonstranten versammelten sich vor dem Gipfel-Tagungszentrum. , Seite A 4: Meinung dpa

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