Atomenergie Frankreich stellt Ende von 17 AKW in Aussicht

Paris/Saarbrücken · Die Pariser Regierung will die Atomkraft zurückfahren. Das Saarland hofft auf ein Aus für Cattenom.

 Das Atomkraftwerk Cattenom in Frankreich könnte nun doch bald geschlossen werden.

Das Atomkraftwerk Cattenom in Frankreich könnte nun doch bald geschlossen werden.

Foto: dpa/Christophe Karaba

Bis über das Jahr 2040 hinaus soll das Kernkraftwerk Cattenom nahe der saarländischen Grenze am Netz bleiben. Darauf setzt bislang der Betreiber EDF und investiert derzeit einen dreistelligen Millionen-Betrag in die 1986 in Betrieb gegangene Anlage. Der regelmäßige Protest von deutscher Seite gegen die Pläne verhallte bisher ohne Folgen.

Doch nun könnte eine neue Lage entstehen. Nach Aussagen des seit einigen Wochen amtierenden französischen Umweltministers Nicolas Hulot könnte Frankreich in den kommenden acht Jahren bis zu 17 Atomreaktoren abschalten. Er begründete dies gestern mit dem Ziel des französischen Energiewende-Gesetzes, den Atomanteil an der Stromproduktion bis 2025 auf 50 Prozent zu senken. Dieses Ziel hatte der neu gewählte Präsident Emmanuel Macron bestätigt. Bislang kommen in dem Land etwa drei Viertel des Stroms aus Atomkraft. „Jeder kann verstehen, dass wir eine gewisse Anzahl Reaktoren schließen werden, um dieses Ziel einzuhalten“, sagte Hulot im französischen Radiosender RTL. Nach seiner Darstellung soll parallel der Verbrauch sinken und die Stromproduktion diversifiziert werden. Details oder einen klaren Fahrplan nannte er nicht.

Frankreich hat 58 Reaktoren und damit den zweitgrößten Atompark der Welt. Bislang gibt es nur für das umstrittene Atomkraftwerk Fessenheim an der deutschen Grenze einen Plan zur Schließung.   Das Atomkraftwerk in Cattenom produzierte 2016 rund 31,2 Milliarden Kilowatt Strom. Das entspricht 75 Prozent des Stromverbrauchs der Region Grand Est – obwohl mehrere Reaktoren für Wartungsarbeiten teilweise still standen.

Trotz dieser wichtigen Rolle Cattenom sieht saarländische Grünen-Bundestagsabgeordnete Markus Tressel im neuen französischen Energiewende-Gesetz eine Chance für die Stilllegung. Landes- und Bundesregierung müssten bei der französischen Regierung nun unverzüglich auf die Schließung des Pannenreaktors in Cattenom drängen, erklärte Tressel gestern in Berlin als Reaktion auf die aktuellen Äußerungen des neuen Pariser Energieministers.

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