Frankreich nach Terroranschlag auf Satire-Zeitung unter Schock

Paris/Berlin/Saarbrücken · Ein blutiger Anschlag mit mindestens zwölf Toten erschüttert Frankreich und die Welt. Die Polizei vermutet einen islamistischen Hintergrund. Trotz einer Großfahndung waren die Täter am Abend noch auf freiem Fuß.

Beim schwersten Terroranschlag in Frankreich seit einem halben Jahrhundert ist gestern praktisch die gesamte Führung der religionskritischen Pariser Satire-Zeitung "Charlie Hebdo" ermordet worden. Die Staatsanwaltschaft sprach am Abend von zwölf Toten, darunter sind auch zwei Polizisten. Elf weitere Menschen wurden verletzt, vier von ihnen schwer.

Zeugen zufolge drangen zwei vermummte Männer mit Kalaschnikows in die Redaktion ein und schossen kaltblütig um sich. Die Täter riefen "Allah ist groß" und "Wir haben den Propheten gerächt". Eine Augenzeugin schilderte, die Männer hätten perfekt Französisch gesprochen und behauptet, zur Terror-Organisation Al Qaida zu gehören. Die Polizei fahndete den ganzen Tag mit Hochdruck nach den Flüchtigen.

Für den Großraum Paris wurde die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen. Der Schutz von Mediengebäuden, großen Kaufhäusern, Kirchen und des öffentlichen Nahverkehrs wurde verstärkt, Schulausflüge bis auf weiteres untersagt. Präsident François Hollande , der sofort zum Tatort geeilt war, rief die Nation zur Einheit auf. Er sprach von "Barbarei" und einem "Schock für Frankreich ". Er ordnete für heute einen nationalen Trauertag an. Premierminister Manuel Valls sagte, Frankreich sei "in sein Herz getroffen worden". Nach einer Krisensitzung erklärte die Regierung, es seien insgesamt drei Täter am Werk gewesen.

Das Attentat löste weltweit Bestürzung aus. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon geißelte das "kaltblütige Verbrechen", Kanzlerin Angela Merkel zeigte sich erschüttert über die "abscheuliche Tat", US-Präsident Barack Obama sagte Paris jede Unterstützung zu. Bundesjustizminister Heiko Maas nannte die Attacke "abscheulich und feige", Saar-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer sprach von einem "schwarzen Tag nicht nur für Frankreich , sondern für ganz Europa".

In Deutschland sehen Sicherheitskreise derzeit keine akute Terrorgefahr. Für die Polizeigewerkschaft ist es nur eine Frage der Zeit, bis es hier einen Anschlag gibt. > e, A 4: Meinung

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