Folter ohne Folgen

Washington · Vor zehn Jahren wurde der Folterskandal im irakischen Gefängnis Abu Ghraib bekannt. Bis heute kämpfen die Opfer vor Gericht für eine Wiedergutmachung.

Gefangene, die aus Angst vor aggressiven Hunden buchstäblich erstarrten. Nackte Körper, auf Befehl sadistischer Wärter so übereinandergestapelt, als sollten sie eine menschliche Pyramide formen.

Zehn Jahre ist es her, dass das Fernsehmagazin "60 Minutes" die schockierenden Bilder ausstrahlte und aufdeckte, mit welch perverser Freude am Quälen amerikanische Soldaten inhaftierte Iraker in Abu Ghraib ihrer Würde beraubten. Bestraft wurden nur ein paar untere Chargen. George W. Bush, der Präsident, in dessen Amtszeit der Skandal fiel, gab später, in seinen Memoiren, Entrüstung zu Protokoll. Wie Blitze aus heiterem Himmel hätten ihn die Aufnahmen getroffen. Sein Nachfolger Barack Obama fand zwar deutliche Worte, indem er von Abgründen sprach, unvereinbar mit Amerikas moralischem Anspruch. Doch politisch hat er das Kapitel abgehakt.

Bleibt die juristische Aufarbeitung, und auch die, ist weder unter Bush noch unter Obama wirklich vorangekommen. Die Regierung, zieht die "New York Times" Bilanz, habe katastrophal versagt, als es darum ging, den Opfern Gerechtigkeit zuteil werden zu lassen. Ob sich daran etwas ändert, hat demnächst ein Berufungsgericht in Richmond, der Hauptstadt Virginias, zu beurteilen.

Seit fast sechs Jahren bemühen sich vier Abu-Ghraib-Insassen, einen der größten Vertragspartner des US-Militärs zu einem Schuldeingeständnis und Entschädigungszahlungen zu zwingen. Caci zählte zu jenen Berater- und Sicherheitsfirmen, die sich am Krieg im Irak, als das Pentagon Aufträge en gros vergab, eine goldene Nase verdienten. Auch in Abu Ghraib waren Verhörspezialisten von Caci präsent. Suheil Najim al-Shimari folterten sie mit Stromschlägen, manchmal bekam er kein Essen, Schäferhunde schüchterten ihn ein. Taha Yasin Rashid wurde so brutal geschlagen, dass er Knochenbrüche erlitt und nur noch eingeschränkt sehen kann. Saad Hamza Hantush wurde mal mit heißem, mal mit eisigem Wasser übergossen. Salah Hassan al-Ejaili gehörte zu denen, die sich nackt demütigen lassen mussten. Alle vier wurden letztlich entlassen, ohne dass ihnen etwas zur Last gelegt wurde.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort