Verspätungen und Ausfälle Flughafen-Chaos mitten in der Urlaubszeit

Berlin · Ausfälle, Verspätungen, langes Warten auf die Koffer – für viele Urlauber beginnen die Ferien wenig erholsam. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Getrübte Urlaubsstimmung: Unter anderem auf dem Flughafen Hannover mussten Reisende zuletzt viel Geduld mitbringen.

Getrübte Urlaubsstimmung: Unter anderem auf dem Flughafen Hannover mussten Reisende zuletzt viel Geduld mitbringen.

Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Von einem entspannten Start in den Urlaub kann für viele Reisende derzeit keine Rede sein. Mal hebt der Flieger gar nicht ab, mal nur mit erheblicher Verspätung. Und jetzt auch noch der Streik bei der Billig-Airline Ryanair. Was ist los am Himmel?

Die Flugbegleiter wollen mehr Geld, deswegen hatte die irische Fluglinie für den gestrigen Mittwoch europaweit 300 Flüge abgesagt. Betroffen waren auch mehrere Verbindungen von und nach Deutschland. Gestreikt wird vorerst bis einschließlich heute. 50 000 Kunden seien umgebucht oder vollständig entschädigt worden, beteuerte Ryanair.

Der Streik mitten in der Ferienzeit sorgt bei Reisenden für Frust und Ärger. Aber nicht nur der: In Deutschland kommt es derzeit zu vielen Verspätungen, Flugstreichungen sowie zu langen Wartezeiten bei den Sicherheitskontrollen. Urlauber müssen jede Menge Geduld mitbringen und sich möglichst früh am Flughafen einfinden – zum Teil sogar drei Stunden vor Abflug, sagen Experten. „Diese Situation entspricht nicht dem Qualitätsversprechen und auch nicht dem eigenen Anspruch der Luftverkehrsbranche“, räumt der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Matthias von Randow, ein. Airlines, Flughäfen und Flugsicherung hätten ihre Anstrengungen verstärkt, um einen zusätzlichen Beitrag zur Stabilisierung des Betriebs zu leisten.

Doch offenbar reichen die Maßnahmen nicht aus. An einigen Flughäfen wie dem in Berlin-Tegel herrschen immer wieder chaotische Zustände. Es fehlt an Bodenpersonal, mitunter warten zurückgekehrte Fluggäste zwei Stunden auf ihre Koffer. An anderen Flughäfen sieht es nicht unbedingt besser aus.

Hinzu kommt eine starke Zunahme der Flugbewegungen. Im ersten Halbjahr 2018 wurden im deutschen Luftraum 1,59 Millionen Flüge gezählt, das sind deutlich mehr als noch im Vorjahr und auch deutlich mehr als prognostiziert. Negativ wirkt sich zudem die Pleite von Air Berlin aus. Jene Unternehmen, die Teile der Gesellschaft übernommen hätten, sind laut Verband gerade erst dabei, Personal und Flugzeuge in den Betrieb einzubauen. Das dauere. Streiks, starre Betriebszeitbeschränkungen und extreme Wetterlagen seien weitere Gründe: So machte in Hannover die Hitze den Passagieren einen Strich durch die Rechnung: Dort hatten drei mehr als 50 Jahre alte Betonplatten einer Landebahn den Temperaturen nicht standgehalten und waren durchgebrochen. Rund elf Stunden ging gar nichts am Airport. Seit gestern Morgen ist das Rollfeld aber wieder frei. Die Bahn wird jetzt mit Löschfahrzeugen bewässert. Solche Dinge erschweren momentan die flüssige Abwicklung des Luftverkehrs zusätzlich.

Um den zu gewährleisten, fordert der BDL eine bessere Luftraumnutzung mit mehr Personal und den Rückgriff auf Reservemaschinen. Ob das hilft? Nach Ansicht des Verbraucherexperten der Grünen, Oliver Krischer, baden die Passagiere vor allem die schlechten Planungen der Fluggesellschaften aus. „Die vorgeschriebenen Fluggastrechte und Bußgelder sind offensichtlich zu gering, um die Airlines zur Einhaltung ihrer rechtlichen Pflichten zu bewegen.“ Erforderlich seien eine Reform des Ordnungsrechts und höhere Bußgelder.

 In Hannover sorgten Hitzeschäden an der Landebahn für Verzögerungen. Deshalb wurde sie gestern vorsorglich gewässert.

In Hannover sorgten Hitzeschäden an der Landebahn für Verzögerungen. Deshalb wurde sie gestern vorsorglich gewässert.

Foto: dpa/Holger Hollemann

Dass sich die Probleme noch verschärfen werden, zu dem Ergebnis kommt die Flugsicherungsorganisation „Eurocontrol“. Sie rechnet bis 2040 mit einem Anstieg des Flugverkehrs in Europa um rund 50 Prozent. Die gegenwärtigen Kapazitäten seien dafür nicht ausgelegt.

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