Fische für Europa, Hunger für Afrika

Brüssel. Sie kommen aus Europa und nehmen Afrika alles weg, was in der vorgeschriebenen Maschengröße ihrer Netze hängen bleibt: Thunfisch, Heringe, Sardinen und auch Shrimps. Rund 500 der 700 weltweit operierenden Fischtrawler aus der EU holen aus den Meeren rund um Afrika heraus, was die Laderäume aushalten - bis zu 200 000 Kilo Frischfisch pro Tag

 Massenweise Frischfisch aus den Meeren rund um Afrika wird nach Europa gebracht. Eine Reform des Fischerei-Abkommens soll diese Praxis künftig unterbinden. Foto: dpa

Massenweise Frischfisch aus den Meeren rund um Afrika wird nach Europa gebracht. Eine Reform des Fischerei-Abkommens soll diese Praxis künftig unterbinden. Foto: dpa

 Für die Afrikaner wird die Nahrung knapper, auch weil die Europäer die Meere vor ihren Küsten leer fischen. Foto: dpa

Für die Afrikaner wird die Nahrung knapper, auch weil die Europäer die Meere vor ihren Küsten leer fischen. Foto: dpa

 Massenweise Frischfisch aus den Meeren rund um Afrika wird nach Europa gebracht. Eine Reform des Fischerei-Abkommens soll diese Praxis künftig unterbinden. Foto: dpa

Massenweise Frischfisch aus den Meeren rund um Afrika wird nach Europa gebracht. Eine Reform des Fischerei-Abkommens soll diese Praxis künftig unterbinden. Foto: dpa

 Für die Afrikaner wird die Nahrung knapper, auch weil die Europäer die Meere vor ihren Küsten leer fischen. Foto: dpa

Für die Afrikaner wird die Nahrung knapper, auch weil die Europäer die Meere vor ihren Küsten leer fischen. Foto: dpa

Brüssel. Sie kommen aus Europa und nehmen Afrika alles weg, was in der vorgeschriebenen Maschengröße ihrer Netze hängen bleibt: Thunfisch, Heringe, Sardinen und auch Shrimps. Rund 500 der 700 weltweit operierenden Fischtrawler aus der EU holen aus den Meeren rund um Afrika heraus, was die Laderäume aushalten - bis zu 200 000 Kilo Frischfisch pro Tag. 160 Millionen Euro zahlt Brüssel dafür den 15 Partner-Staaten des Schwarzen Kontinents. Doch ein Gutachten des Juristischen Dienstes im Europäischen Parlament fällte vor einigen Wochen ein vernichtendes Urteil: Die Praxis ist illegal. Mehr noch: Europa finanziert nicht nur Diktaturen, das meiste Geld geht an den Menschen vorbei. Die Kommission zog in einem Grünbuch bereits Konsequenzen: Es gebe Überkapazitäten und eine "dramatische Überfischung". In wenigen Wochen müssen sich die Experten aus den nationalen Ministerien deshalb zusammensetzen, um mit einer Reform zu beginnen, von der niemand weiß, wie sie aussehen soll. Sicher ist nur: Wenn Ende 2011 die derzeitigen Fischereiabkommen auslaufen, braucht Europa einen völlig neuen Ansatz in der "nachhaltigen Bewirtschaftung der Weltmeere". Vor allem im Europäischen Parlament formiert sich wachsender Widerstand gegen die derzeitige Praxis. "Wir erleben massive soziale und gesellschaftliche sowie politische Verschiebungen innerhalb Afrikas, weil die europäischen Fischer den Einheimischen die Jobs wegnehmen", sagt ein Abgeordneter.Die Munition lieferte ein Papier, in dem beispielsweise penibel aufgelistet wird, dass das "Partnerschaftliche Fischereiabkommen" mit Marokko völkerrechtswidrig ist, weil der afrikanische Staat ausdrücklich auch für die Westsahara unterschrieben hat, die gar nicht zu seinem Hoheitsgebiet gehört. Die dortige Bevölkerung profitiert nämlich mitnichten von jährlich 36,1 Millionen Euro, mit denen Brüssel das Leerfischen der Küstengewässer durch 119 europäische Schiffe bezahlt. In Somalia wurde die einheimische Fischerei-Industrie sogar nahezu zum Erliegen gebracht. Vor der Küste des Senegal dringen die europäischen, japanischen und amerikanischen Fischfabrik-Schiffe sogar in die Zwölf-Meilen-Zone ein, die laut internationalen Verträgen allein den heimischen Fischern vorbehalten ist. Mit fatalen Folgen: 15 Prozent aller Arbeitsplätze der Senegalesen stehen auf dem Spiel. Karoline Schacht, Fischerei-Expertin der Umweltorganisation WWF, sieht in einigen afrikanischen Regionen "Nahrungsmittel-Engpässe, weil der Fisch fehlt".Dass Europas Flotte den weiten Weg bis nach Afrika nicht scheut, hat mit der Überfischung von Nordsee und Mittelmeer zu tun. Ende des vergangenen Jahres sperrte Brüssel erstmals Teile der europäischen Fanggebiete, weil unter anderem der Kabeljau knapp wurde. Die nun anstehende Reform ist auch deshalb umstritten. In Spanien denkt man an handelbare Fangquoten, die die Mitgliedstaaten untereinander kaufen können. Deutschland dürfte dann nicht ausgeschöpfte Mengen an ein anderes Land lukrativ verhökern. Doch Berlin will davon nichts wissen.

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