Finanzexperten: Umschuldung wäre für gesamten Euro-Raum gefährlich

Frankfurt. Griechenland läuft Gefahr, seine Schulden bald nicht mehr bedienen zu können. Die einfachste Möglichkeit, das zu vermeiden, wäre ein umfassendes Sparprogramm. Allerdings glaubt an den Märkten kaum noch jemand, dass das Land so aus der Schuldenfalle gerettet werden kann

Frankfurt. Griechenland läuft Gefahr, seine Schulden bald nicht mehr bedienen zu können. Die einfachste Möglichkeit, das zu vermeiden, wäre ein umfassendes Sparprogramm. Allerdings glaubt an den Märkten kaum noch jemand, dass das Land so aus der Schuldenfalle gerettet werden kann. Deshalb steigen die Zinsen für griechische Staatsanleihen auf einen hohen Preis und die Refinanzierung am Markt wird teuer - ein Teufelskreis.Kredite der Euro-Länder und des IWF können zwar helfen, aber das wird womöglich nicht ausreichen. Allein bis Ende 2015 muss das Land nach Angaben der griechischen Schuldenagentur gut 140 Milliarden Euro für fällige Staatsanleihen auftreiben. "Das ist ein Fass ohne Boden", sagt die Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), Gertrud Traud. Wenn Sparmaßnahmen und Überbrückungskredit nicht reichen, müsse umgeschuldet werden. Die Banken haben übrigens an der Krise in Griechenland nicht in jedem Fall verdient, sondern parallel mit dem Sinken der Anleihenkurse massiv verloren. Nur vereinzelt dürften einige Geldhäuser und Hedgefonds von Wetten auf die sinkende Bonität Griechenlands profitiert haben. Vor der Krise hatte Griechenland allerdings bereits leicht höhere Zinsen als etwa Deutschland gezahlt.Gar keine Kredite mehrKäme es zu einer Umschuldung, müssten die Gläubiger auf Teile ihrer Forderungen verzichten: Die Schulden würden später abbezahlt und dies führt zu niedrigeren Zinsen. Griechenlands Schuldenlast würde sinken, wodurch die Refinanzierung wieder günstiger werden könnte. Allerdings könnte die Umschuldung das letzte Vertrauen der Märkte noch mehr erschüttern. In diesem Fall bekäme Athen - so wie einst Argentinien - gar keine Kredite mehr. Eine Umschuldung würde auch deutsche Banken treffen, die mehr als 30 Milliarden Euro an Griechenland ausgeliehen haben. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) warnt daher: "Wenn davon große Teile abgeschrieben werden müssten, würden Banken bei der Kreditvergabe noch restriktiver. Und das wäre wiederum Gift für den beginnenden Aufschwung und die deutsche Wirtschaft." Eine Umschuldung ist auch für das gesamte Euro-System gefährlich, betont Traud: "Wenn Griechenland umschuldet, droht ein Domino-Effekt." Denn dann würden viele Anleger ihre Bonds verkaufen, weil sie fürchten, dass auch Länder wie Portugal diesen Weg gehen. Die Risikoaufschläge für Staatsanleihen dieser Länder würden steigen, der Wert des Euro sinken. Als letzten Ausweg halten einige Ökonomen einen Ausstieg Griechenlands aus dem Euro für möglich - selbst wenn die europäischen Verträge dies eigentlich nicht vorsehen. Sollte Athen sich dazu entschließen, dann aus der Hoffnung, über Abwertungen der eigenen Währung seine Schulden loszuwerden. Ob das Land dann aber bei einer enormen Inflation überhaupt Kredite am Markt bekommen würde, ist fraglich. dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Ein RundgangGerade unter der Woche bietet die Bexbacher Campingausstellung viel Raum und Platz für Fachgespräche und eingehende Beratung. Abseits vom Trubel an den Wochenenden ist für die Aussteller jetzt die Zeit, den Kundenwünschen auf den Grund zu gehe
Ein RundgangGerade unter der Woche bietet die Bexbacher Campingausstellung viel Raum und Platz für Fachgespräche und eingehende Beratung. Abseits vom Trubel an den Wochenenden ist für die Aussteller jetzt die Zeit, den Kundenwünschen auf den Grund zu gehe