Fillon kämpft um seine Kandidatur für das Präsidentenamt

Paris · (dpa) Mit einer Großkundgebung hat der angeschlagene französische Präsidentschaftskandidat François Fillon um sein politisches Überleben gekämpft. Angesichts zahlreicher Rücktrittsforderungen aus dem eigenen Lager sprach der Konservative gestern von "Fahnenflucht" und rief dazu auf, sich hinter ihn zu stellen. "Ich habe meine Gewissensprüfung gemacht. (...) Jetzt ist es an Ihnen, Ihre Gewissensprüfung zu machen." Mehrfach wurde er von seinen Fahnen schwingenden Anhängern mit Rufen "Fillon Président" und "Wir werden gewinnen" unterbrochen. Der Kandidat vermied in seiner Rede neue scharfe Angriffe auf die Justiz, die ihm viel Kritik eingebracht hatten. Er sagte den nach eigenen Angaben rund 200 000 Anhängern, dass er die Hoffnung in die Justiz noch nicht aufgegeben habe. Stattdessen stellte er sein Programm in den Mittelpunkt und betonte die Notwendigkeit, Frankreich zu reformieren.

Auffällig war, dass Fillon seine frühere Ankündigung, "bis zum Ende zu gehen" und "nicht aufzugeben" am Sonntag nicht wiederholte. Er stelle sich auch Fragen über diejenigen, "die das Schiff verlassen", sagte der 63-Jährige: "Ihre Verantwortung ist immens, aber meine auch." Seine Unterstützer verweisen immer wieder darauf, dass Fillon bei einer Vorwahl mit 4,4 Millionen Teilnehmern legitimiert wurde. Am Abend wurde Fillon zu einem Interview in den 20-Uhr-Nachrichten des Senders France 2 erwartet.

Fillon räumte derweil erneut ein, dass die Beschäftigung seiner Frau Penelope als parlamentarische Mitarbeiterin ein Fehler gewesen sei. "Ich hätte das nicht tun sollen." Penelope Fillon war bei der Kundgebung ebenfalls anwesend. Sie hatte sich zuvor erstmals in einem Interview zu der Affäre geäußert und versichert, dass sie tatsächlich für ihren Mann gearbeitet habe.

Ende Januar war bekannt geworden, dass Penelope Fillon jahrelang als parlamentarische Mitarbeiterin für ihren Mann und dessen Nachfolger in der Nationalversammlung angestellt war. Das ist an sich legal, die Zeitung "Le Canard Enchaîné" hatte aber die Frage aufgeworfen, ob die gebürtige Waliserin tatsächlich dafür gearbeitet hatte. Die Lage hatte sich für Fillon weiter zugespitzt, als er für Mitte März von Ermittlungsrichtern vorgeladen wurde. Dabei droht ihm die Eröffnung eines Verfahrens.

Wichtige Konservative erhöhten gestern weiter den Druck: "Ich weigere mich, unsere Anhänger und Wähler in den kollektiven Suizid zu führen", sagte der Regionalpolitiker Christian Estrosi dem Sender BFMTV, und kündigte eine "Initiative" an. Heute soll ein Führungstreffen der Partei über die Lage beraten. Der frühere Staatspräsident Nicolas Sarkozy und Ex-Premierminister Alain Juppé sprachen am Wochenende über mögliche "Auswege aus der Krise", hieß es aus Juppés Umfeld. Juppé wird immer wieder als möglicher Ersatzkandidat für die Wahl Ende April gehandelt. Nach Zählung der Zeitung "Libération" sind inzwischen mehr als 250 Politiker der Republikaner und ihrer Verbündeten sowie Mitglieder des Wahlkampfteams von Fillon abgerückt. Selbst Fillons Kampagnen-Chef trat zurück.

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