FDP in Aufruhr: Westerwelle vor dem Sturz?

Berlin/Saarbrücken. FDP-Chef Guido Westerwelle (Foto: dpa) gerät in seiner Partei immer stärker unter Druck. Führende Fraktionsmitglieder berieten am Dienstagabend, wie jetzt bekannt wurde, die Möglichkeiten eines schnellen Rückzugs des Vorsitzenden. Die Aufgabe seines Außenminister-Amtes sei ebenfalls diskutiert worden, hieß es

Berlin/Saarbrücken. FDP-Chef Guido Westerwelle (Foto: dpa) gerät in seiner Partei immer stärker unter Druck. Führende Fraktionsmitglieder berieten am Dienstagabend, wie jetzt bekannt wurde, die Möglichkeiten eines schnellen Rückzugs des Vorsitzenden. Die Aufgabe seines Außenminister-Amtes sei ebenfalls diskutiert worden, hieß es. An der Gesprächsrunde von angeblich 17 Spitzenliberalen des einflussreichen "Schaumburger Kreises" soll auch Bundeswirtschaftsminister und Parteivize Rainer Brüderle teilgenommen haben, der von Beobachtern als möglicher Nachfolger im Parteivorsitz bezeichnet wird. Mit dabei seien auch Schatzmeister Hermann Otto Solms, Fraktionsvize Patrick Döring sowie die Abgeordneten Martin Lindner und Heinrich Kolb gewesen. Es habe aber kein Konzept für die Zeit nach einem Abgang des Parteichefs gegeben. Ein Teilnehmer wird mit den Worten zitiert: "Wie nach einem Urknall die liberale Welt aussieht, kann eben niemand sagen." Zuletzt hatten mehrere Liberale aus Landesverbänden, die vor Wahlen stehen, auch öffentlich massive Kritik an Westerwelle geäußert. Der Spitzenkandidat der rheinland-pfälzischen Liberalen, Herbert Mertin, bezeichnete den FDP-Vorsitzenden sogar als "Klotz am Bein".

Gestern erneuerte der Generalsekretär der Saar-FDP, Rüdiger Linsler, seine Kritik. Schon vor Monaten sei klar gewesen "dass wir mit Guido Westerwelle bedingt durch seine Doppelfunktion als Außenminister und FDP-Chef die Trendwende nach dem katastrophalen Absturz nicht schaffen würden", sagte er der SZ. Es dürfe keine "One-Man-Show" mehr geben. Zu Westerwelles Leistung als Außenminister sagte Linsler: "Dazu möchte ich jetzt mal nichts sagen, ansonsten würde ich eine neue bundesweite Diskussion entfachen."

Gestern sprangen aber andere führende Liberale dem Parteichef bei. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger sagte, es gehe jetzt darum, die Partei wieder als Motor und notwendiges Korrektiv in Koalitionen auf Bundes- und Landesebene wahrnehmbar zu machen. und Interview, Seite A 4: Meinung dapd/red

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