FBI ermittelt gegen Murdoch-Reporter

Washington. Sally Regenhard kann ihren Ärger nicht verbergen. Die Vorstellung, jemand habe das Telefon ihres verstorbenen Sohns Christian abgehört, treibt sie um. Der New Yorker Feuerwehrmann kam am 11. September beim Einsatz im World Trade Center ums Leben. "Es ist schwierig genug, mit dem zehnten Jahrestag umzugehen, und jetzt das", empört sie sich

Washington. Sally Regenhard kann ihren Ärger nicht verbergen. Die Vorstellung, jemand habe das Telefon ihres verstorbenen Sohns Christian abgehört, treibt sie um. Der New Yorker Feuerwehrmann kam am 11. September beim Einsatz im World Trade Center ums Leben. "Es ist schwierig genug, mit dem zehnten Jahrestag umzugehen, und jetzt das", empört sie sich. "Das", das sind die schweren Vorwürfe, die der britische "Daily Mirror" gegen Rupert Murdoch's inzwischen geschlossene "News of the World" erhoben hat.Das Boulevardblatt berichtete Anfang der Woche, Mitarbeiter der Zeitung seien an einen ehemaligen New Yorker Polizisten herangetreten, um sich Zugang zu den Telefonnummern der Terroropfer zu verschaffen. Sie hätten dem Mann größere Summen Geld für seine Dienste angeboten.

"Wenn das wahr ist, verletzt das in empörender Weise jedes Gefühl von Anstand und Respekt", meint Regenhard. In einem Revolverblatt vor aller Welt die letzten Nachrichten auf Christians Anrufbeantworter ausgebreitet zu sehen, hätte sie nur schwer verkraften können. Die Fahnder vom FBI wollen den Aktivitäten der Murdoch-Journalisten in den USA auf den Grund gehen. "Wir werden die Angelegenheit von verschiedenen Blickwinkeln genauestens untersuchen", bestätigte ein Sprecher.

Bisher haben die Amerikaner den Abhörskandal in Großbritannien eher aus der Distanz verfolgt. Mit Verwunderung über die Geschmacklosigkeiten in der britischen Presse und Schadenfreude über die Verwicklung des ungeliebten Medienmoguls, dem in den USA unter anderem das "Wall Street Journal" und der erzkonservative Nachrichtenkanal Fox-News gehören. Dass auch Opfer des 11. September von den mutmaßlich kriminellen Aktivitäten im Reich Murdochs betroffen sein könnten, verleiht dem Skandal eine andere Dimension. "Sollten sich die Vorwürfe als wahr erweisen, rechtfertigte das eine Anklage wegen schwerer Straftaten", meint der republikanische Chef des Heimschutz-Ausschusses im Repräsentantenhaus, Peter King. sp

Auf einen Blick

Mit einer "Entschuldigung an die Nation" versucht der Medienkonzern von Rupert Murdoch das im Abhörskandal verlorene Vertrauen der Briten zurückzugewinnen. In allen Wochenendausgaben der landesweiten Zeitungen sollen entsprechende Anzeigen erscheinen.

Die Chefin von Murdochs britischer Zeitungsholding News International, Rebekah Brooks, trat unter großem öffentlichen Druck zurück. Politiker aller Parteien bezeichneten den Rücktritt als richtig. dpa

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