Fall Wulff: Ruf nach Konsequenzen wird lauter

Berlin. Bundespräsident Christian Wulff steht nun auch wegen seines Umgangs mit den Medien in der Kritik. Wie die "Bild"-Zeitung gestern bestätigte, versuchte Wulff persönlich, die Veröffentlichung von Recherchen zur Finanzierung seines Privathauses zu verhindern

Berlin. Bundespräsident Christian Wulff steht nun auch wegen seines Umgangs mit den Medien in der Kritik. Wie die "Bild"-Zeitung gestern bestätigte, versuchte Wulff persönlich, die Veröffentlichung von Recherchen zur Finanzierung seines Privathauses zu verhindern. Beim Chefredakteur des Blattes, Kai Diekmann, drohte er mit strafrechtlichen Konsequenzen für den verantwortlichen "Bild"-Redakteur. Auch bei Springer-Chef Mathias Döpfner intervenierte Wulff demnach erfolglos. Nach einem Bericht von "Cicero online" kontaktierte er sogar die Mehrheitsaktionärin des Springer-Verlags, Friede Springer - auch diesmal ohne Erfolg.Das Staatsoberhaupt steht seit Wochen wegen eines günstigen Privat-Kredits unter Druck. Vor der ersten Veröffentlichung der "Bild"-Zeitung zu der Affäre hinterließ der Präsident eine "längere Nachricht" auf dem Handy des Chefredakteurs, der sich im Ausland aufhielt. Wulff sei "empört" gewesen und habe dem Verlag mit dem "endgültigen Bruch" gedroht, falls der Bericht veröffentlicht werde, teilte der Verlag mit. Einige Tage später habe sich der Politiker für Ton und Inhalt seiner Nachricht entschuldigt.

Vertreter von Opposition und Presseverbänden reagierten mit Unverständnis auf Wulffs Vorgehen. Der Chef des Journalistenverbands DJV, Michael Konken, sagte, kritische Berichterstattung als Teil der Meinungsfreiheit müssten sich Prominente gefallen lassen. Der Bundespräsident habe in dieser Hinsicht eine Vorbildfunktion. SPD-Fraktionsvize Hubertus Heil forderte eine "persönliche Erklärung" Wulffs zu den umstrittenen Telefonaten. Ein Versuch, kritische Berichterstattung zu verhindern, sei "unwürdig". Aus der FDP-Fraktion kam gar eine Rücktrittsforderung: Der Abgeordnete Erwin Lotter erklärte, Wulff müsse "Schloss Bellevue räumen" und auf seine lebenslangen Versorgungsbezüge verzichten. Auch der Generalsekretär der rheinland-pfälzischen SPD, Alexander Schweitzer, sagte an die Adresse des Präsidenten, entweder dieser befreie das Land von der "peinlichen Debatte" oder "er zieht zurück in sein Einfamilienhaus". , A 4: Analyse dpa/dapd

Foto: dapd

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort