Experte: Kontrollen im Land reichen aus

Saarbrücken. Es wurde gefälscht, geklaut und betrogen. Fast täglich kommen neue Details über den Pfusch beim Kölner U-Bahn-Bau ans Tageslicht. Aufgedeckt wurde der Skandal erst im Zuge der Ermittlungen um den Einsturz des Stadtarchivs. Nicht nur Kölner Baustellen sollen betroffen sein. Ermittlungen gibt es in Düsseldorf und auch beim Bau einer ICE-Strecke in Bayern

Saarbrücken. Es wurde gefälscht, geklaut und betrogen. Fast täglich kommen neue Details über den Pfusch beim Kölner U-Bahn-Bau ans Tageslicht. Aufgedeckt wurde der Skandal erst im Zuge der Ermittlungen um den Einsturz des Stadtarchivs. Nicht nur Kölner Baustellen sollen betroffen sein. Ermittlungen gibt es in Düsseldorf und auch beim Bau einer ICE-Strecke in Bayern. IG-Bau-Chef Klaus Wiesehügel schlug daher Alarm. In einem Interview nannte er kürzlich die zunehmend schlechte Bezahlung und die geringere Qualifikation auf deutschen Baustellen als Ursache für solche Missstände. Zudem beobachte er seit Jahren eine Zunahme krimineller Energien: "Es hat begonnen mit der Verschieberei von Menschen. Und wenn die Verschieberei von Menschen zur Gewohnheit wird, dann kommt die Verschieberei des Materials als zweiter Schritt", klagte der IG-Bau-Chef. Im Kampf gegen den Pfusch an Baustellen halten Experten im Saarland die Kontrollen für ausreichend. "Wir sind hier nicht im Wilden Westen, sondern wir haben ein enges Regelwerk", sagt der Eppelborner Baustatiker Gerhard Müller, der auch im Auftrag der Bauaufsicht prüft. Was in Köln passiert sei, habe mit hoher krimineller Energie zu tun. Dagegen könne man kaum etwas unternehmen, meint er. Wenn im Saarland öffentlich gebaut wird, sind auch Prüfer vor Ort, erklärt Robert Becker, stellvertretender Referatsleiter bei der Oberen Bauaufsicht in Saarbrücken. Die Obere und Untere Bauaufsicht wird bei Projekten tätig, die als Hochbau bezeichnet werden. "Hier greift das Vier-Augen-Prinzip", erklärt Becker. Bauherr und externe Prüfer führen die Aufsicht. Bei allen Gebäuden, die höher als sieben Meter sind, aber auch bei Industriebauten, Schulen und Schwimmbädern müssen Prüfer beauftragt werden, die Baupläne nachrechnen und auf den Baustellen stichprobenhaft kontrollieren. Becker kann sich nicht erklären, wie die Missstände in Köln auftreten konnten. "Meine Erfahrungen zeigen, dass die Kontrolle auf den Baustellen so etwas eigentlich nicht zulassen." Wo es keine Kontrollen gebe, werde das aber oft für Pfusch und Betrug ausgenutzt.Beim Tiefbau gibt es dagegen keine externe Kontrolle, wie Klaus Kosok, Pressesprecher beim Landesbetrieb für Straßenbau, erläutert. Hier werden Aufträge ausgeschrieben und die ordnungsgemäße Ausführung anschließend mit eigenem Personal vor Ort überwacht. Und: "Das ist mehr als nur eine Vier-Augen-Aufsicht", sagt Kosok. fab

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